Herrn
Dr. Schubert
Director des königlichen
in
frey
Sie haben mir, lieber Freund, mit Übersendung des Joh˖[annes] Angelius eine große Freude gemacht und würde ich Ihnen schon früher gedankt haben, wenn das Paket nicht liegen geblieben und mir in der That erst vor zugekommen wäre.
Ich bitte Sie besonders Ihrem Freund Burger recht herzlich in meinem Namen zu danken. Ich werde Ihnen mit ehester Gelegenheit die 1 fl. 30 kr. überschicken, wenn ich anders nicht sorgen muß, darinn gegen seine Meynung zu handeln, ob ich gleich auch nicht zugeben kann, daß er sich eines Unbekannten wegen eines so kostbaren Buchs beraube: ich müßte sehen, wie ich ihm auf andre Weise einigen Ersatz leisten könnte.
Ich schreibe Ihnen noch wegen eines andern Buchs, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß ich es nur zu haben wünsche, inwiefern ich keinen Würdigen desselben beraube und inwiefern es käuflich ist: ich meyne Tauleri Schriften besonders Von der Nachahmung des armen Lebens Xsti, es existirt eine so viel ich weiß vollständige – aber im Ausdruck zu viel modernisirte Ausgabe von Spener; ich suche besonders von lezter Schrift eine alte (je älter desto lieber), die noch alle Eigenheiten des Verfassers treulich bewahrt hat. Denn diese Schriften sind für das Studium unsrer Sprache fast ebenso wichtig wie für das der Mystik, und für Kräftigung des Ausdrucks so mächtig wie für Erhebung des Geistes.
Ich kann Ihnen heute auch nicht weiter schreiben; lassen Sie mich bald wieder von sich hören: Ihre Berl˖[iner] Angelegenheit müssen Sie ganz dem Himmel anheimstellen; von Erlangen, das bis zu organisirt sein sollte, hört und sieht man nichts, und nach dem was ich von dem Zustand der dortigen Anstalten namentlich des Klinikums u.a. gehört habe, läßt sich unter den gegenwärtigen Umständen leider wenig hoffen.
Leben Sie recht wohl und gedenken Sie meiner
Ihres
treuen Fr[eun]ds
Schelling.