Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Liebster Bester Friz!

Von ganzem Herzen bedaure ich meine liebste Frau Tochter, daß Sie in Ihrem Wochenbett, so vieles unangenehme durchzumachen haben, es ist kein wunder wenn Sie dadurch geschwächt werden und daß die wärterin die zur Hülfe werden solte Ihnen noch Verdruß machte, da haben freilich die Kindbettwärterin einen Eigensinn, und stolz daß Sie Sich durchaus nichts sagen lassen wollen und alles nach Ihrem Sinn behandlen und besser wissen wollen und damit machen Sich manche unerträglich, und vermuthlich war die Person, eine von der Gattung, Jezt ist eben nur zu bedauren daß Deine Gute Frau darunter so vieles zu leiden bekomt, da Sie so viele freüde Hatte, daß daß liebe Kind dismal trinkt, ich habe immer, hier in der Stille bang gehabt, daß Sie doch keine beschwerden davon bekomen möchten weil es so leicht geschehen ist, ich habe Gottlob in meinen sieben wochen-bette keine Erfahrung gehabt und bin verschont geblieben, hingegen die Beata hat es auch durchgemacht, und konnte mir eben nachher nicht genug klagen was Sie für Schmerzen ausgestanden habe, ich Tröste mich immer noch damit, daß daß übel noch vertheilt werden könne man hört nicht mehr so viel davon, daß schwarze Pflaster daß dem sel˖[igen] Papa so gut gedient hat und in allen Apotheken zu haben ist, braucht man sehr stark ich bedaure nur die weite Entfernung, sonst hätte mich nichts aufgehalten zu Ihnen zu kommen, und mit meiner kleinen Hülfe Sie zu erleichtern daß der gute Paul auch nicht wohl, bedaure ich von Herzen, könnte ich doch dieses liebe Kind bei mir haben wie gerne wolte ich Ihm abwarten wie ich meinen lezten Brief an Dich geschrieben wie es mir so schwer, und Traurig in meinem Gemüth, daß ich zur Beata sagte, ich besorge als es möchte nicht gut bei Dir stehen, ist doch daß kleine Paquetchen von dem Postwagen richtig beliefert worden Hast Du Zeit, mir nun mit etlich linien von dem befinden der lieben Deinigen und von dem empfang des Paquetchen zu geben, so würde es mich sehr beruhigen, mit dem Groß geht es Gottlob wieder erdenklich Gestern hatte Er und wir mit Ihm einen vergnügten Tag, Seine Auguste wurde kon firmirt, und es gieng alles gut vorbei, der Karl oppirirt Sie vieleicht noch auf dem 2ten Auch den Spättling noch, und denn wird es noch besser gehen, Herr Special Köstlin bei dem Sie den Unterricht erhalten, war wohl mit Ihr zufrieden. mit dem Kanzler ist noch nichts entschieden es ist aber Schuld daß die Studierende so einen Haß auf den alten Mann geworfen die Landschaft Deputirte bezüchtigten Ihn, Er Seie kein Patriot und halte es nicht mit Ihnen, jezt wie der Sch˖[nurrer] nach Hauß kam so haben die StadtPursch Ihn sehr beleidigt und Periat gerufen, und wenn Herr Doctor Bengel der in grosser Achtung steht, und zugleich Spector ist, die sache nicht zurük getrieben so hätten auch die Theologen mit gehalten, verabredt ist es aber schon daß Ihm kein einiger zum collegium unterschrieben hat,

nun wünsche von Herzen recht erträgliche Zeit bei unserer lieben Frau wöchnerin. Gott schenke Ihnen baldige Hülfe, und bei Deinen beiden lieben Sohnlein gute besserung wir Grüssen und Küssen Dich, und Deine liebe Frau recht herzlich,
Deine Treüe Mutter

Sch.