Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Seiner Hochwohgebohren

Herrn Director von Schelling

in

München.

Lieber bester Friz

So habe ich doch nach langem ängstlichem Warten endlich eine höchst erfreuliche Nachricht erhalten, daß meine Liebste Frau Tochter so glüklich entbunden worden, mit einem lieben Töchterlein welches mir recht viele freüde gemacht und ich dem lieben Gott recht herzlich davor gedankt habe, vor Seine Grosse Hülfe die Er auch diesesmal an deiner liebsten Frau erzeigt hat, Gott schenke jezt nur ein gutes wochenbett der lieben Frau Wöchnerin und dem lieben Töchterlein ein gesegnetes Wachsthum es freüt mich dopelt daß jezt auch ein Schwesterlein die beide Brüderle haben was macht dann der liebe Paul dazu hat Er eine freüde an Seinem Kindle, ich möchte es wohl beisamen sehen, auf den machen wir als Hofnung meine liebe Kinder hier in Gesellschaft des Herrn Hofraths zu sehen, vieleicht schenkt uns der liebe Gott heuer gute Witterung, und einen gesegneten Jahrgang ach daß wäre so sehr zu wünschen denn wolten wir uns alle recht freüen darüber, gegenwärtig ist so eine grosse Noth es leidet alles darunter, der Läibbrod kostet 48 x die Maaß Milch 8 x daß pf Butter hat die vorige Woche 40 x gekostet, daß pf ochsenfleisch 14 x die Leüte dauren einem, es ist bei so geringen Besoldungen und theuren Haußzinssen fast nicht zu haussen mehr, es heißt jezt doch der König werde grössre Besoldungen geben allein es ist eben nicht viel zu erwarten da der ausgaben so viel sind und unser guter König, und Königin Sich der Armen auch so annehmt die Beata hat doch eine pension von 100 fl bekomen welches eine grosse Wohlthat für Sie ist, wir sind doch gottlob so ziemlich wohl und sind doch nicht genöthiget auszuziehen, unsere beede Söhne sind zu uns gezogen, und der einmal Seine Aufwartung bei Dir gemacht, hat auch die Kost zugleich bei uns ist gar ein rechtschafener edler Mensch Er wil helfen Seine Brüderlein erziehen Er hat mir Seinen Gehorsamen Empfehl an Dich und Deine liebe Frau aufgegeben und läßt anfragen ob Du doch die Briefe von Ihm und mir erhalten Er hätte so sehr gewünscht, daß Er Selbst nach München hätte wieder Kommen dürfen. Oncle Prälat läßt Sich auch empfehlen, und Seine herzliche Theilnahme bezeügen Er ist über die nach Denkendorf wird aber wieder zurük Kommen weil der Sinodus gegenwärtig ist, mit der LandesVersammlung geht es eben als noch nicht wie es zu wünschen wäre, die Herrn wollen eben mit Gewalt wieder eine Casse haben, und unser guter König wil es aus guten Gründen nicht eingehen, es ist gut daß daß Volk doch besser es einsieht wer es gut mit Ihnen meint. Des Herrn Geheimdten Rath von Harttmanns Seine älteste J[un]gfr˖[au] Tochter heürathet den kürzlich gewordenen HofRath Reinbeck , ich glaube Du Kennest Sie beide, Karl hat Dir bälder geschrieben als ich dazu Komen konnte wir hatten mit der Theillung und eine Wäsche uns beschäftigen müssen,

nun Gott Seie mit Dir, und den liebsten Deinigen wir grüssen Euch Lieben herzlich, küsse mir Dein kleines liebes Kleeblat recht oft, schreibe mir doch recht bald, wenn Du Zeit hast, gute Nachrichten, ich bin mit wahrer zärtlicher liebe
Deine
Treü Dich herzlichliebende Mutter

Sch.

NS.

allen meinen lieben bekannten, bitte mich vielmallen zu empfehlen.