Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Endlich einmal nach langer Zeit komme ich wieder dazu, Ihnen, theuerster Freund, zu schreiben. Eine Reihe häuslicher Unfälle, wovon der schmerzliche Tod meines guten Vaters nur ein Theil ist, eine Amtsreise nach Nürnberg, gehäufte Arbeiten, Folgen der Veränderungen bey unserer Akademie der Wissenschaften, haben mich so beschäftigt daß ich an wenig anderes denken konnte. Über die eben gedachten Veränderungen wär’ es wohl der Mühe werth, öffentlich einige Aufschlüsse zu geben; auch bin ich dazu verschiedne Male aufgefordert worden. Die Regierung wünscht es; nur macht das frühere Gesetz einige Schwierigkeit. Könnte es so eingerichtet werden, daß im Fall einer Nachfrage der Einsender nicht compromittirt würde, so könnte ich mich zum Vorteil der guten Sache dazu entschließen.

Sie waren so gütig, mir die 4 ersten Bogen der Süßkind’schen Abh˖[andlung] zu überschicken; ich höre, daß sie fertig ist und auch als besondre Schrift ausgegeben wird. Wollten Sie die Güte haben mir mein Exempl˖[ar] vollständig zu machen und die übrigen Bogen vom fünften an zukommen zu lassen, so würden Sie mich sehr verbinden.

Haben Sie die Güte alles der Art, was die reitende Post annimmt, unfrankirt grade mit dieser an mich abgehn zu lassen; was aber durch die fahrende Post geht unter der Addresse:

An das General-Sekretariat der Kön˖[iglichen] Akad˖[emie]
der bild˖[enden] Künste

abgehn zu lassen.

Ich hoffe und wünsche daß Sie diesen in vollkommnem Wohlseyn verleben. Die Weltalter kommen gewiß zu .

Mit den bekannten Gesinnungen hochachtungsvoller Freundschaft stets
Der Ihrige

Schelling.