Meinen verbindlichsten Dank voraus für die gütige und schnelle Besorgung der Handschrift von Hafiz, die wohlbehalten in meine Hände gekommen ist und für welche hier der von Platen ausgestellte, von mir ebenfalls unterzeichnete Empfangschein folgt. Ihre Freude und innerste Bereitwilligkeit, Gutes und Löbliches zu befördern, hat sich auch hierinn wieder bewährt. Verlassen Sie sich darauf, daß die H[and]S˖[chrift] wieder zu rechter Zeit und unversehrt in Ihre Hände zurückgelangen, und daß Sie von dieser Verwendung nur Freude aber keinen Verdruß haben sollen.
Noch habe ich Ihren Plan wegen einer Nürnberger B˖[uch]Messe nicht zurückerhalten, auch wird es wohl noch einige Zeit damit anstehen, da ich es Ihrer Absicht gemäß halte, denselben besonders auch einigen unsrer Buchhändler mitzutheilen. Denn diese überhaupt müssen, wie Herr von R˖[udhart] schon bemerkt hat, bey der Sache das Beste thun.
Das laufende Jahr hat mit anomalischer Witterung, seltsamen Himmelszeichen und allen Andeutungen eines energischen Charakters begonnen. Es hat viel zu entscheiden, und was auch geschehe – ein großer Schritt vor- oder rückwärts wird auf jeden Fall gethan werden. Auch in unserem kleinen Kreise kann Vieles in dem einen oder andern Sinn erfolgen. Von der Akademie der Wiss˖[enschaften] wird nun wegen der alles absorbirenden Ständeversammlung vorerst nicht mehr die Rede seyn können, man müßte denn diese selbst mit in die Sache ziehen. Aber Universitäten und Gymnasien bedürften es wahrlich noch mehr, einmal der Gegenstand ernstlicher Überlegungen zu werden. Ich bedaure sehr, Ihren Alfred so selten oder fast nicht zu seh’n, woran die Umstände meiner Frau theil haben, die seit einigen Monaten große Ursache hat sich zu schonen, und mich daher verhindert, so oft, als ich es wünschte, jüngere Freunde bey mir zu seh’n. Ich billige es sehr, wenn er sich bisher von allen Verbindungen frey erhalten hat, besonders von den Landsmannschaften, die man leider! unüberlegter Weise als Gegensatz der sogen˖[annten] Burschenschaften zu sehr begünstigt hat, und nun die Früchte in neuerdings hervorbrechender Rohheit u.s.w. erndtet.
Jedes Andenken von unsrem verehrten B˖[aron] Moll freut mich ganz besonders, bezeugen Sie ihm dieß und versichern Sie ihn meiner nie aufhörenden Anhänglichkeit. Schreiben Sie an Sömmering, so versichern Sie ihn gleichfalls meines Andenkens. Ich habe ihn schon öfter durch Reisende grüßen lassen. Ich zweifle nicht, daß er sich ganz wohl befindet, und recht nach seines Herzens Neigung jetzt lebt. Was mich betrifft, so fühle ich täglich, wie sehr ich an Gesundheit gewonnen habe, wenn auch von den früheren Übeln und Krankheiten eine gewisse körperliche Schwäche zurückgeblieben ist, die ich aber auch noch zu überwinden hoffe. Das Beste ist, daß ich in den einfachen und natürlichen Verhältnissen eines mehr ländlichen als städtischen Lebens Muth und Heiterkeit wiedergefunden, die eine düstre Melancholie mir fast geraubt hatten –. Ich empfinde das Verhältniß von München zu Erlangen fast wie das von Leipzig zu Jena – fast sage ich, denn es fehlt Erlangen zu einem Jena der damaligen Zeit von der geistigen Seite nur zu viel! – aber dieselbe Schwermuth, die mich in der drückenden Ebne und dem Geräusch jener Stadt einst befallen hatte und die ich nur durch Veränderung des Aufenthaltsorts verlor, hat sich meiner auch in München bemächtigt, vielleicht nur, weil die ersten Einwirkungen auf den Menschen von einer unvertilglichen Stärke sind, und weil ich, ganz in Wäldern und Bergen aufgewachsen, einer gewissen Nähe und Unmittelbarkeit der Natur innerlich und äußerlich immer bedurfte. Wie ich höre, hat unser schönes Schlehdorf durch den letzten Sturm sehr gelitten, man sprach sogar von einer Zersprengung des Klosters, ich hoffe es wird nicht so arg seyn, und der Sturm wenigstens die schöne Wohnung unsres Freundes Moll verschont haben. Ich verspreche mir von all’ diesen Naturerschütterungen, die mich an ganz ähnliche im Übergang von auf erinnern, einen sehr schönen Sommer; diesen werden Sie doch benutzen, um auch für Ihre Gesundheit einmal etwas Ernstliches zu thun? Vielleicht führt sie dieß wieder in unsre Nähe, und ich hoffe gewiß, Sie werden Erlangen nicht vorbeygehn.
Die politische Schrift von Kollermann, die Sie erwähnen, habe ich noch keine Gelegenheit gehabt zu lesen; was ich aber davon höre hat mich sehr begierig auf sie gemacht.
Die Einlagen habe ich besorgt.
Die freundschaftlichsten Empf˖[ehlungen] meiner Frau an Sie beyde! Auch mich bitte ich angelegentlichst zu empfehlen, und Ihr freundliches Andenken mir zu erhalten. Mit wahrer Hochachtung und Fr[eun]dschaft
der Ihrige
Schelling.