An
Herrn Geheimrath
von Schelling
in
in Böhmen
frey Grenze.
No. I
No. 2.
M˖[ünchen] den .
Geliebter bester Freund!
Am besten werde ich wohl die schmerzliche Empfindung die mich seit Deiner Abreise quält, überwinden, wenn ich Dir gleich heute schreibe, und so folgt Dir ein Brief gleich auf dem Fuße nach, wie Dich ja überhaupt meine Wünsche und meine Gedanken auf jedem Schritte begleiten. Wie gesagt es quält mich eine entsetzliche Unruhe ob Du doch gut versorgt bist? ob Dir nichts abgeht? ob der dienstbare Geist einiger maßen sich behaglich erweißt? und tausend andere Sorgen, Du kennst eben mein sorgliches Gemüth, und hast mich oft darüber gescholten, und jetzt handelt es sich von dem, was mir am theuersten auf der Welt ist, da kannst Du denken wie es mir zu Muthe ist. Sey nur nicht böse, weiß ich Dich erst glücklich und wohlbehalten im Hafen eingelaufen, nach Wunsch logirt und eingerichtet, und das erste Bad ist ohne Erkältung abgelaufen, so werde ich mich auch zu beruhigen wissen. Nur bitte ich Dich sey recht aufrichtig, stelle mir Deine Lage nicht schöner vor als sie ist und besonders schenke mir immer reinen Wein über Deine Gesundheit ein, und vergieß nicht mir zu melden ob Dein Catarrh sich nicht verschlimmert hat. Die heutige Witterung, denn bey uns regnet es gerade herunter, ist freylich den Reisenden nicht günstig und das schnellere Fortkommen wird auch dadurch gehindert. In Regensp˖[urg] hast Du hoffentlich die Chaise mit einem Glaswagen vertauscht, und wirst verwohnter und bequemer dadurch seyn. Die Kinder sind wohl und artig und dein kleiner Liebling hat sich ganz männlich in die Trennung gefunden und macht seine Sprünge und Possen auf gewohnte Weise, auch hat er breits sehr expedit˖[iv] einen Brief aufgesetzt, den Du freylich ohne meine Beyhülfe schwer dechifferiren wirst.
früh erhielten wir noch eine Einladung zu einem späten Diner, denn es fand erst abends 5 Uhr statt, in der Nachbarschaft links, die Gäste kannst Du ziemlich errathen. Schuberts, die
Der Ifflandische Bösewicht ist in der Absicht nach Aug˖[sburg] seine
In der Zeitung steht nichts neues, es ist noch immer von FriedensVerhandlungen die Rede, der G˖[eneralleutnant] Müffling hat zwey Audienzen beym Reis Effendi gehabt.
Deine Rede wird erst heute Abend fertig
Der Regen statt ab zu nehmen wird immer heftiger, ich fürchte, Du behältst die naße Witterung bis Carlsbad, bleib nur fein gesund. Nun adieu liebster! Eine Nacht und Einen Tag habe ich schon ohne Dich zu gebracht! aber noch 4 ganze Wochen! Das ist wohl recht arg, komme aber nur recht gesund wieder zu uns so will ich mich gern in Alles fügen.
Gott sey mit Dir und uns.
Deine
P.
Viele herzliche Grüße von den Kindern und der Tante.