An
Frau Directorin von Schelling
in
zu 2 Störchen auf der Wiese.
fr˖[ey] Gr[än]ze.
No. 5
No. 9
Freytag den .
Ich danke Dir herzlich für Deinen liebevollen Brief vom Fahre nur so fort guten Muths zu seyn und zu hoffen; Deine Hoffnung wird nicht zu Schanden werden. Wenn Du 2 von Deinen 6 Bechern zu Hause trinkst, so wirst Du in der Folge wohl noch etwas zusetzen dürfen, denn das zu Hause getrunkene ist nach meiner Erfahrung kaum halb so kräftig. Ich empfehle Dir die innre Quelle, die wenn man vom Markte kommt links liegt. Du beklagst Dich, daß ich so wenig ausführlich schreibe. Allein was soll ich Dir schreiben? Wir sind unausgesetzt wohl, leben übrigens höchst einförmig. Viele Zeit geht mir jetzt auch durch die Oberaufsicht auf die Kinder verloren. Ich will nicht klagen, daß Du nicht ausführlicher mir schreibest, denn ich begreife wohl, daß es Dich sehr anstrengt. Schone Dich auf jede Weise, und mache Dir jede mögliche Erleichterung und Erheiterung. Nur gegen die Abendluft muß ich Dich auch dringend warnen.
Hier ein Brief von P˖[aul] ich wünsche daß er Dir Genüge thue, er ist heute zwischen 10 und 11 wahrscheinlich nicht in der freysten Gemüthsstimmung geschrieben, da er voraus wußte, heute wieder zur Strafe in der Schule bleiben zu müssen. Grüße den guten Goluch˖[owski] recht herzlich von mir, ich würde ihm noch schreiben, wenn ich nicht seinem Briefe zufolge rechnen könnte, ihn bald hier zu sehen. Trinkt denn Mutter und Cäcilie ebenfalls Neubrunnen oder Sprudel? Hast Du noch keine interessanten Bekanntschaften gemacht, oder ältere erneuert? Ist es noch so leer, als zur Zeit, da Du hinkamst? Heute abend bin ich zu Buchers in den Garten geladen. Er bleibt jetzt entschieden hier, was mir sehr angenehm ist.
Leb’ recht wohl; Gott gebe immer bessere und erfreulichere Wirkung! Frage doch Mitterbacher, ob Du keine Umschläge vom Sprudel (in eingetauchten Tüchern) auf den Leib legen darfst? Davon würd’ ich mir sehr viel versprechen. Nochmals leb recht wohl.
Dein
S