Ew. Wohlgeb˖[ohrn] muß ich auf Ihr eben erhaltenes melden, daß ich den Frontinus unter meinen Büchern bis diesen Augenblick nicht habe finden können. Sollte er nicht vielleicht einem andern Werk angebunden gewesen seyn, da ich mich schlechterdings nicht erinnern kann, ihn je zu irgend einer Arbeit gebraucht, noch weniger ihn gelesen zu haben. Der Zeit des Empfangs nach hatte ich zugleich den Suetonius in 4to; sollte er auch zu diesem in die Reihe gekommen seyn?
Es ist mir äußerst leid, Ew. Wohlgeb˖[ohrn] diese Mühe zu verursachen; ich bitte aber sich einstweilen zu beruhigen, indem ich im schlimmsten Fall alles aufbieten werde, die nämliche Ausgabe, und sollte ich deshalb nach Padua schreiben müssen, wieder herbeyzuschaffen.
Wegen der beyden andern Bücher, scheint es mir, daß Ew. Wohlgeb˖[ohrn] keine Ursache haben, weitere Zweifel zu hegen. Ich glaube, daß ich nicht verwirkt habe, in Fällen, wo ich versichere mich bestimmt zu erinnern, daß ich Bücher zurückgegeben, Glauben zu finden. Ew. Wohlgeb˖[ohrn] werden sich wohl noch zu erinnern belieben, daß ich Ihnen bey der einstmaligen Revision viele Bücher zurückgesendet habe, worüber Herr von Aretin Ihnen keinen Schein überliefert hatte. Unter andern fehlte dieser damals über Aristoph˖[anes] Kusteri; und erst bey der durch Ew. W˖[ohlgebohrn] veranlassten Revision stellte ich den Schein aus, den Sie noch haben. Es hätte sich fügen können, daß ich den Aristoph˖[anes] zurück- (wie just an Herrn Prof. Thiersch ab-) gegeben hätte, und daß sich nun hinterdrein der Schein fände, sonach das Buch nun nochmals gefodert werden könnte. Es ist nicht meine Schuld, daß Herr von A˖[retin] noch bis zum Rekognitionsscheine zurückhalten konnte. Daß ich den Bericht nach wenigen Wochen an Herrn von Aretin zurückgesendet, weiß ich gewiß; wahrscheinlich findet er sich unter den noch ungebundnen Büchern; Herr von A˖[retin] vergaß, ihn auf dem Zettel auszustreichen, und gab diesen auch nicht zurück, weil noch andere Bücher darauf standen; wegen Roscoës beyden Büchern ließ er mir sagen, ich würde sie vom Herrn Präsidenten erhalten, so daß ich, bey deren Empfang, gar nicht glaubte, daß sie der Bibliothek gehören, um so weniger als ich am Rande derselben Bleystiftzeichen fand, wie sie der Herr Präsident in eignen Büchern zu machen pflegt.
Ich muß also Ew. W˖[ohlgebohrn] erklären, daß ich von diesen 3 Büchern mich völlig lossage; ich bin dabey meiner Sache völlig gewiß. Wegen des Frontinus bitte ich nur noch 14 Tage Geduld zu haben; findet es sich dann nicht, so werde ich gleich Anstalt treffen, ihn herbeyzuschaffen, oder, wenn Ew. W˖[ohlgebohrn] die Güte haben wollten, Ihre weit ausgebreitern Verbindungen zu diesem Zweck zu benutzen, Sie darum zu ersuchen, und hernach sämmtliche Auslagen zu ersetzen
Mit aller Hochachtung
Schelling.