An
Frau Directorin von Schelling
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über Baireuth.
fr˖[ey] Gr[än]z˖[e]
No. 4
No. 6
Dienstag den .
Mein liebstes Herz
Was soll ich denken, der längste Termin, innerhalb dessen ich Briefe von Dir bis jetzt erhalten, ist vorübergegangen und ich befinde mich ohne Nachrichten von Dir! Du hast zu viel Zärtlichkeit für mich, um mich so lang’ ohne Kunde von Dir und den Kindern zu lassen, Du weißt, daß ich in Dir und unsern Kindern lebe. Das einzige, womit ich mich trösten kann, ist, daß ein Brief verloren gegangen, oder auf dem Umwege, den er von Erlangen hieherzunehmen hat, verloren gegangen ist. Gott gebe, daß ich doch einen Brief erhalte, der mich beruhige. Sehnlich wartete ich zugleich auf eine Äußerung von Dir wegen meiner Rückreise. Ich hoffte, übermorgen über 8 Tage Donnerstag vor von hier abzugehn und das liebliche Fest mit Dir und den Kindern zu feyern. So sehr, natürlich, durch die schlechte Witterung die Wirkung des Brunnens gehemmt wurde, so schien mir doch selbst aus der Art der dießmaligen Wirkung zu erhellen, daß 4 Wochen für meinen Gesundheitszustand vollkommen hinreichend seyn würden. Nun warte ich mit der letzten Entscheidung hierüber auf den nächsten Brief. Gott gebe, daß ich Dich und die Kinder wohl und glücklich wieder treffe. Wie froh wollen wir seyn, Du liebes Herz, wenn uns der Himmel gesund wieder zusammenführt. Es wird mir dießmal besonders schmerzlich so lang’ von euch getrennt zu seyn. Ich hoffe, es soll in der Folge (wenigstens sobald) nicht mehr nöthig seyn. Verzeih, wenn ich sobald schließe und »soviel Papier leer lasse«, was soll ich schreiben, ich denke nur an Dich und die Kinder.
Lebe recht wohl, Gott lohne Dir alle Deine Liebe und Treue mit Gesundheit und Freude; wegen meiner sey unbesorgt, ich bin fortwährend wohl und gedeihe bey dem Gebrauch des Brunnens. Ich küsse Dich und die Kinder in Gedanken und mit zärtlichster Liebe
Dein
treuester
Sch
N.S.
Herzliche Grüße an unsre lieben Freunde!