No. 1
Liebstes Herz,
Ich weiß den kleinen Augenblick vor Schlafengehen nicht besser zu benutzen, als daß ich Dir ein Paar Zeilen schreibe. Dein guter Engel hat Dich abgehalten, mich bis hieher zu begleiten, denn die sogenannte Chaussée von Streitberg an bis 1½ Stunden von hier stieß so arg, daß ich es schmerzlich empfunden, der doch schon eher einen Puff aushalten kann. Später fing ein sehr kalter Wind zu blasen an, und der Himmel trübte sich unter fast anhaltendem Regen, daß ich fast für die gute Witterung besorgt bin. Sorge, wenn die Kälte und die Richtung des Winds fortdauert, für Dich und unsern zarten Paul dadurch, daß du das vordere Leder schließest. Der gute Junge weinte herzlich als er von mir schied, Baurenweiber, die von fern zusahen, meynten, er habe mir das Herz recht schwer gemacht. Ich glaube Dir gleich schreiben zu müssen, daß ich von dem Extra-Wein nur 10 Krüge, von dem gewöhnlichen 4 bey mir habe, wahrscheinlich wieder ein Mißverstand der edlen J[un]gf˖[er] Catharina. Auch meinen Stock vermisse ich schmerzlich, wenn er indeß nur nicht verloren ist. Überschuhe fürchte ich auch nicht zu finden. Mit Sehnsucht erwarte ich die ersten Nachrichten von Dir, ich hoffe zu Gott, daß Dir die Partie nicht geschadet hat, und daß Du besonders diese Nacht nebst deiner lieben Schwester und unsrem Paulchen recht gut schlafest. Komme wohl zu Hause! Wie freue ich mich auf den Augenblick, wo ich von der schönen Streitberger Höhe wieder in das liebe Thal blicke.
Gott sey mit Dir.
Ich bin und bleibe
Dein treuester
Sch