Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn

Director Schelling

in

München.

No. 20.

Liebstes Herz!

Ich bin heute schon erfreut worden, durch die Nachricht von Deiner glücklichen Nachhausekunft, wegen der ich nicht ohne alle Sorgen war in Betracht der Gebrechlichkeit des Fahrzeugs, das Du Dir ersehen hattest, und der ungewissen Witterung. Nicht weniger erfreut mich der angenehme Nachgeschmack, den Du von der kleinen Reise hast und daß Du sie Dich nicht reuen lässest. Freylich war Dein Aufenthalt viel zu kurz, hätte ich nur noch einige schöne Tage mit Dir theilen können. Die Witterung war alle die Tage so sanft und lieblich wie im Frühling, hatten wir ein ### Donnerwetter und heut’ ist es doch nicht kalt ja der Himmel scheint sich wieder aufzuklären. Noch umgibt mich die süße Erinnerung Deiner Gegenwart, ob es gleich mehr eine Erscheinung zu nennen war. Nun hast Du auch schon wieder für mich gesorgt und mich mit allem Nöthigen reichlich versehen. Dank Dir! Könnte ich nur wenigstens meinen täglichen Tisch mit Dir theilen, der freylich nicht immer so gut besetzt ist, aber es ist eine bekannte Sache, die bey Dir wohl auch eingetroffen ist, daß das Mittelmäßige außer dem Haus besser schmeckt als das Beste im Haus. Auf hat sich Herr von M˖[oll] bey mir eingeladen und ich bin hinwiederum von ihm auf den eingeladen. Dieß ist alles, was ich Dir aus meinem einförmigen Leben berichten kann. Auch weiß ich nichts hinzuzusetzen, als mehr als den herzlichsten Dank, daß Du mir die große Freude gemacht, mich zu besuchen, und die Bitte, ja alles Mögliche für Deine Gesundheit zu thun. Das übrige befiel Gott.

Leb’ recht wohl, herze und grüße die guten Kinder und schreibe mir doch noch etwas von Frizchens Sentiments über die Reise.
Gott erhalte Dich, ich bin wie immer Dein
tr˖[euer] Fr˖[eund]

S

Geh’ nicht bloß nach Haidhausen; vergiß auch Schlichtegroll nicht.