Schelling

Schelling Nachlass-Edition


No. 10

Liebster Freund!

Am letzten ist zwar schon ein Brief an Dich nach Schl˖[ehdorf] abgegangen, vielleicht bist du aber etwas in Sorgen wegen Paulchen, ich gebe dir also lieber heute die Versicherung daß er wieder ganz wohl ist und munter herum springt. Dagegen habe ich Fritzle seit ins Bett gelegt, weil er dasselbe Übelbefinden wie Paulchen hat, nur in viel geringern Grad; dabey sich aber höchst unleidlich gebahrdet, den ganzen Tag heult und seufzt, und nichts annimmt als zuweilen ein wenig Zuckerwasser. Bis , meyne ich wird Alles bey ihm vorüber seyn, da er heute schon wieder so gnädig ist den guten Paul in seinem Bett sitzen zu lassen, was er gestern nicht erlaubte.

brachte mir Fr˖[iedrich] deinen lieben Brief. Ich danke dir dafür. Nun darf ich dich also wieder mit meinen Gedanken, in den alten lieben Umgebungen aufsuchen, gewiß bist du recht vergnügt, Geliebter! Das Wetter ist wenigstens seit gestern ganz köstlich, die Berge so himmlisch daß ich mit doppelter Sehnsucht dahin geblickt habe.

Wegen Nieth˖[ammer] brauchst du außer Sorge zu seyn, ich gehe nicht hin, auch wird es ihnen schwerlich einfallen mich einzuladen. Erspare Dir doch mir derg[leichen] an zu empfehlen, du kannst versichert seyn, daß ich getrennt von dir mich auch viel mehr hüte irgend etwas zu thun was ich deinen Gesinnungen entgegen weiß, daß du doch gar kein Vertrauen zu mir bekommst! –

Hier ist ein Brief für dich, ich erbrach ihn, weil ich glaubte vielleicht Rechenschaft geben zu können. Herr Baudain reist heute ab.

Eine espèsce von Schriftstellerin wollte dich letzhin auf suchen Nanette Gleim aus Bremen, nun hat sie sich aus Verzweiflung dich nicht zu finden, Schlichtegrolls und der Liebeskinden in die Arme geworfen. Nach aller Beschreibung ist sie eine Art von Mamsell Rudolphi auf jedem Fall höchst häßlich und sehr langweilig da sie bereits 3 Bücher über deutsche Grammatick geschrieben hat.

Lebe nun wohl, geliebter bester Freund, laße mich bald von deiner lieben Hand die Gewißheit erhalten daß es dir so gesund und vergnügt ergeht als es mit Sehnsucht wünscht deine treue

Pauline

N.S.

Verzeihe mein flüchtiges Schreiben ich werde von allen Seiten tribuliert.