Liebster Bruder!
Seit einigen Wochen habe ich wieder in einer solchen ununterbrochenen durch viele Geschäfte veranlaßten Unruhe gelebt, daß ich nicht dazu kommen konnte, Dir die Nachricht von der glücklichen Entbindung m˖[einer] Frau mitzutheilen. Um so mehr bin ich Dir für die freundliche Theilnahme, welche Du uns in Deinem lezten Briefe an diesem Ereigniße bezeugt hast, recht sehr verbunden. Bis jezt ist Alles bei meiner Frau nach Wunsch gegangen, und auf eine gantz glückliche leichte Niederkunft ein gantz gutes Wochenbett gefolgt. Daß abermals eine Tochter gekommen ist, war unsern Wünschen nicht entgegen, weil es scheint, daß Mädchen besser und leichter durch das Zahnen kommen, als dieses bei unserem Karl der Fall gewesen ist. Die Kleine ist schon heute am Geburtstage m˖[eines] SchwiegerVaters getauft, und es sind ihr die Nahmen Klara Wilhelmine Sophie beigelegt worden, und mit leztgenanntem Namen wird sie gerufen. – früh sind Paul und Fritz mit einer sichern Gelegenheit von hier nach Heilbronn gereist, wo sie August, den ich zum Voraus in Kenntniß davon gesezt habe, und der sich mit seinen Knaben recht auf die Ankunft der beiden Jungen gefreut hat, erwartet haben wird. Sie sind hier angekommen, und beide wieder gantz wohl. Fritz ist noch immer etwas magerer, als früher, aber in seiner Kranckheit gantz mercklich gewachsen, übrigens habe ich in seinem gantzen Aussehen, Puls pp durchaus nichts Kranckhaftes an ihm bemercken können. Ich habe dem August wegen des Verhaltens der beiden Knaben geschrieben, und dem Fritz das Flußbaden vorerst überhaupt noch mißrathen. Ich hoffe, daß bei der herrlichen Witterung die Luftveränderung und die Vakanz den Fritz vollends so stärcken werden, daß er nach der Vakanz mit erneuten Kräften ans Lernen gehen wird. Paul hat von Herrn Rector Planck ein gantz vorzüglich gutes Zeugniß mitgebracht, und der Hoffnung gelebt, in Folge dieses leztern die Uhr, welche ich ihm zugesagt hatte, zu erhalten. Der Äußerung in Deinem vorlezten Briefe zufolge mochte ich sie ihm jedoch nicht zustellen, versprach aber, Dir während der Vakanz darüber zu schreiben, und sie ihm auf der Rückreise, wenn Du es erlaubest, zu geben. Ich glaubte nun, da sie ihm einmal versprochen gewesen ist, dieselbe überhaupt keinen großen Werth hat, und bei dem guten Zeugniße, das er hat, sollte sie ihm nicht länger vorenthalten werden, indem er sonst mißmuthig werden könnte, wie es denn schon diesesmal Thränen gekostet hat, daß sie ihm nicht zu Theil geworden ist. Das Präsent von Herrn Präsident Georgii, welchem ich inzwischen in Deinem Namen gedanckt habe, (Paul hat noch nicht an ihn geschrieben, und ich werde ihn deßwegen, wenn er zurückkommt, zu Georgii führen) wird ihm wohl am besten noch aufbewahrt werden. – Daß ich abermals einen Brief statt nach Erlangen nach München addressirt habe, thut mir sehr leid, ich bin eben oft zu sehr von Geschäften pp distrahirt. Klärchen ist gantz wohl und munter, lernt fleißig und badet sich seit der guten Witterung im Neckar, was ihr immer gantz wohl bekommt, und ihr ein viel frischeres Ansehen giebt. Meine Frau läßt sich Dir und D˖[einer] lieben Frau bestens empfehlen. Wir sind so frei gewesen, ohne vorher Deine Erlaubniß einzuhohlen, Dich mit August, m˖[einen] SchwiegerEltern, der Beate, und m˖[einen] drei Schwägerinnen als Taufzeugen einschreiben zu laßen, und haben dabei auf Deine Einwilligung gerechnet. Zu der Stelle eines Vorstandes der Akademie der Wissensch˖[aften] bezeuge ich Dir m˖[einen] herzlichen Glückwunsch! Ich glaube auch, daß es gut seyn würde, wenn Du bald nach M[ünche]n reisen könntest, besonders da allgemein die Sage verbreitet zu seyn scheint, Du gehest so ungerne dahin.
Leb recht wohl und gesund, und empfehle uns d˖[einer] lieben Frau aufs Beste!
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
K.
St˖[uttgart] den .