Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Sr. Hochwohlgebohren

Herrn Direktor von Schelling

in

Erlangen

franco bis hin

Liebster Bruder!

Dein lezter Brief, welchen ich heute erhalten habe, hat mich und meine Frau beunruhigt, weil Du mit m˖[einer] Antwort auf Deinen Vorschlag zu einer Zusammenkunft nicht zufrieden gewesen zu seyn scheinst. Ich habe bloß aus Rücksicht für Dich den Vorschlag, in Schorn[dorf] zusammenzukommen, nicht angenommen, weil es mir eine ungerechte Zumuthung zu seyn schien, Dich einen so weiten Weg machen zu laßen, und ich ### vermuthete, daß August am ehesten nach Künzelsau würde nachkommen können. Für unser Kind hegte ich Besorgniße, weil ich bei gegenwärtiger Jahreszeit und da es doch, so sehr wir uns bemühen, es den größern Theil des Tages in der frischen Luft zu haben, befürchtete, daß wenn zufälligerweiße eine ZahnPeriode in die Zeit der Reise fiele, es ihm doch schaden könnte. Ich bitte Dich daher recht sehr, daß Du die Schwierigkeiten, welche mehr in der Natur der Sache lagen, nicht als ob sie von mir erdacht gewesen wären, ansehen mögest, denn Du kannst überzeugt seyn, daß es mir und m˖[einer] Frau zur größten Freude gereicht hätte, Dich und D˖[eine] liebe Frau, wo es auch gewesen wäre, wiederzusehen, und daß wir den gantzen über oft von einer solchen Zusammenkunft, welche wir Euch, wenn Ihr nicht hieher kommen wolltet, vorschlagen wollten, gesprochen haben. Wir beide sind auch, so theuer und lieb uns Klärchen ist, gewiß nicht gesinnt, Hinderniße in den Weg zu legen, wenn Du und D˖[eine] liebe Frau sie wieder zurückneh[men] ### auch werden wir es immer dankbar erkennen, daß Ihr sie uns so lange gelaßen habt, so schwer uns aber der Gedancke fällt, uns von ihr trennen zu müßen, so wißen wir wohl, daß es die höchste Unbilligkeit wäre, ein Opfer, das ihr uns mehrere Jahre hindurch so gütig gebracht habt, noch auf längere Zeit von Euch zu verlangen. Ich säume deßwegen nicht, in der Hoffnung, daß vielleicht die beide Knaben bei Ankunft dieses Briefes noch nicht abgereist seyn werden, Dir das Anerbieten zu machen, Klärchen, wenn Du und D˖[eine] liebe Frau sie noch vor dem zu haben wünschtet, gantz nach Erlangen zu bringen, und alsdann die beiden Knaben mit herauszunehmen. Da ich mit der Post reisen würde, so würden daraus bloß eine Verspätung von einigen Tagen entstehen, welche sich wohl hereinbringen laßen würde, und ich erwarte daher, wenn es Dir so angenehm wäre, darüber Deine Entschließung.

Dir und D˖[einer] lieben Frau uns bestens empfehlend
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]

K.