Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Sr. Hochwohlgebohren

Herrn Direktor von Schelling

in

Erlangen

frei bis hin.

Liebster Bruder!

Da ich mir dencken kann, daß es Dir Freude machen wird, wenn Du hörst, daß die beiden Knaben wohl hier angekommen sind, so will ich Dich nur mit wenigen Worten hievon benachrichtigen. Sie sind diesen Morgen um 5 Uhr hier angekommen, und nach 7 Uhr zu uns munter und fröhlich und besten Aussehens gekommen. Als ich ihnen sagte, daß sie heute hier bleiben dürfen, versicherten sie, bereits ein Gefärth bestellt zu haben, um noch heute nach Nürtingen zu kommen, woran ich sie um so weniger hindern mochte, als ich wußte, daß heute die Schule in Nürt˖[ingen] wieder angefangen hat. Ich hätte sie mit m˖[einem] Gefärth hinführen laßen, meine Pferde sind aber erst in dieser Nacht von Urach, wohin ich die Beate, weil ihr Adolph am Schleimfieber, bedeutend kranck darniederliegt, hatte führen lassen, zurückgekommen, und zudem hatten sie mit dem Kutscher schon akkordirt. Ich habe auch meinerseits es an Ermahnungen bei ihnen nicht fehlen laßen und sie haben das Beste versprochen. In den Vakanzen habe ich sie jeden Vormittag einige Stunden und meistens auch Nachmittags wenigstens Eine Stunde etwas arbeiten laßen. Ich hätte deßwegen geglaubt, daß sie auf wohl auf einige Tage hätten hieher kommen können, und wenn sie gute Zeugnisse bis dahin hätten, würdest Du es ihnen doch vielleicht erlauben.

Meine Schwägerin die Wächter wird es unendlich bedauren, daß Deine liebe Frau ihr ein so kostbares Geschenck gemacht hat. Wächter hat mich oft versichert, daß er sich das größte Vergnügen daraus mache, Dir einen Dienst zu leisten, und würde gewiß gerne noch Mehreres gethan haben, als er konnte. Ich kann ihren Danck noch nicht melden, da ich sie heute noch nicht gesehen habe.

Bei uns steht Gott sey Danck Alles gut. Unsere Kleine gedeiht sichtbar, und scheint ein kräftiges gesundes Kind zu seyn. Meine Frau läßt Deiner lieben Frau einstweil˖[en] aufs Herzlichste danken für Ihr Schreiben. Vor einigen Tagen war der Graf von Platen hier, und hat einen Abend in Gesellschaft von Gries bei uns zugebracht. Ich bedauerte, ihn am folg˖[enden] Tage nicht mehr gesehen zu haben, als er zu uns kam, war ich gerade ausgegangen.

Nun leb recht wohl und gesund, und empfehle uns Deiner lieben Frau bestens!
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]

Karl

Klärchen ist gesund und wohl, und guter Dinge, und läßt der lieben Mama für die schönen Geschencke, so wie der lieben Lina für den Brief, den sie nächstens beantworten wird, aufs Schönste dancken.