Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Leider bin ich schon lange wieder in der Stadt, beste Pauline, und die angenehmen Träume, von dem schönen Gebrauch zu machen, vergehn allmälig. Seit mehrern Wochen bin ich durch fremdartige Geschäfte vielfach verhindert. Wir haben im vorigen eine allgemeine bairische Kunstausstellung ausgeschrieben; da sind denn Sachen die Menge angekommen, worunter allerdings auch einige vortreffliche, wie Jos˖[eph] Koch’s ganz einzige, originelle Landschaft, ein Bild, das ich nicht genug bewundern kann. Ich schicke Ihnen einen Katalogen der Ausstellung , den Sie wohl ein Paar Augenblicke durchblättern, vielleicht auch Goethe’n zeigen. Nehmen Sie diesen und die Paar hingeeilten Worte statt eines ordentlichen Briefs, den ich bey ruhiger Zeit schreiben will.

Vor einigen Wochen habe ich meiner braven Hausgenoßin Frau von Martini Grüße an die Ihrigen mitgegeben; sie reist wie ich höre den von Göttingen ab und wieder über Gotha . Wären Sie doch grade dort, edle Pauline, damit ich auch von Ihnen durch sie hörte. Das wäre nun die schönste Gelegenheit nach München zu kommen, aber die Freundin, die Sie hier allein gesucht hätten ist nicht mehr. Bedürft’ es nicht wenigstens 8 Tage um zu einer solchen Reise mit den nöthigen Erlaubnissen versehen zu seyn, so ließe sich ein umgekehrtes Inpromtu denken. Doch das sind alles nur eitle Gedanken; dieser allein nicht, daß Sie mir gut und freundlich bleiben mögen; denn darauf zähle ich.

Die besten Grüße an die Mutter und Schwestern.

S.

N.S.

Sehen Sie noch Frommann und Gries, so machen Sie beyden viele Grüße, besonders letzterm, von dem mich sehr gefreut, daß er mich mit der letzten Ausgabe des Tasso nicht vergessen.

Sie wissen doch – Philipp Michaelis ist , ein Opfer der nämlichen schrecklichen Krankheit, gestorben die Carolinen, die Augusten hinwegraffte. Wie wunderbar sind die Verhängnisse. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr mich dieser Fall wieder ergriffen, wie er alles erneuert hat.