Upsala den .
Verehrter Lehrer!
Erlauben Sie mir Sie mit diesen Nahmen zu begrüssen, denn als Lehrer hatte ich Sie schon lange verehrt, ehe ich Sie sah oder Hoffnung hatte Sie jemals zu sehen, und seit dem ich Sie persönlich kenne ist mir das alte Verhältniss noch theurer geworden. Wie kurz auch die flüchtigen Stunden waren, denen ich Ihre Bekantschaft verdanke, mir werden sie in froher Erinnerung immer bleiben, denn sie geben mir für mein übriges, von Ihnen wahrscheinlich auf immer getrenntes Leben, doch ein Bild von dem Manne mit, dessen reicher, lebendiger Geist auch mich im fernem Norden erfasst und erwärmt hatte. Sie wünschten des verstorbenen Höyers Philosophische Dissertationen zu besitzen. Ich nehme mir die Freyheit die ganze Samlung beyzulegen, wie wohl nur die letzten Sie besonders interessiren möchten. Sie werden darin die grosse, klare, aber etwas eisige Schärfe des Mannes wieder erkennen. Er war gewiss ein sehr ausgezeichneter Geist. Mir, der ich ihn lange gekannt, ohne ihm doch nahe kommen zu können, schien er eines zu ermangeln, was immer und ewig nur die Zweyheit auf die rechte art zu Einheit macht, nehmlich der Liebe, – an der doch nicht vergeblich der Nahme der Philosophie erinnern sollte: wie auch der Missbrauch des heiligen Worts, in frömmelnder Tändeley, uns nicht vergessen machen kann, dass das Geheimniss eigentlich ein strenges, keusches, ja in seiner unschuldvollen Erhabenheit Furchtbares ist. –
An den Grafen von Platen bitte ich ein Exemplar des ersten Theils meiner Schwedischen Geschichte beylegen zu dürfen. Wenn dem liebenswürdigen Dichter (wie auch mir zuweilen) das ewige hin- und her kritisiren in dieser Einleitung Langeweile macht, so sagen Sie ihm, dass ich mich freue im nächsten Theile den Pfad der lebendigen Geschichtserzählung einschlagen zu können.
Grüssen Sie von mir ehrerbietigst Ihre liebe, Vehrerungswürdige Frau, deren Güte gegen mich und meine Reisegefährten mir noch so wohlthuend gegenwärtig ist. Diese sind noch in Deutschland, und bleiben in Berlin den über. Ich reiste schon nach Hause zu Frau und Kindern zurück. Atterbom wird einige Zeilen mitgeben. Leben Sie wohl Verehrter Mann, und vergessen Sie nicht ganz
Ihr Ergebenster
Er. Gustaf Geijer
verte!
P.S.
Viele Grüsse an den Erlanger Freunden, Engelhardt und dem lieben Schubert. Dieser sagte mir, es wurde ihm Freude machen eine Rennthier-Haut zum ausstopfen in seine Samlung zu haben. Ich habe in diesen Tagen, wenn die Nordländer nach Upsala zum Distings-Markte kommen, eine solche Haut mit gehörigen Klauen und Hörnern für ihm gekauft, und will sie getrocknet zusammengelegt und eingepackt im zum Königlichen Schwedischem Postamt in Stralsund spediren, von wo aus er sie bekommen kann. Doch will ich vorher nähere Nachricht geben.