München den .
Mit Gottes Hülfe werden wir endlich morgen von hier abreisen. Paul ist seit mehrern Tagen ganz hergestellt, zwar sehr mager uund etwas schwach, aber sonst ganz der Alte. Auch mir hat das Münchner Clima noch einen sanften Händedruck zum Abschied gegeben, indem ich heute vor 8 Tagen von einem so heftigen Rheumatismus in der linken Achsel befallen wurde, als ich mich nicht erinnre, je in meinem Leben gehabt zu haben. Auch dieser ist jetzt beseitigt bis auf einige noch zurückgebliebne Steifigkeit, aber die Sorge, daß nicht die Kette der Unglücksfälle wie im von vorne beginne treibt mich fort und unser Leben in den letzten Wochen war ohnedieß so wenig angenehm, daß wir uns vor den Mühseligkeiten der Reise nicht fürchten, für welche übrigens alle Maßregeln genommen sind, sie so bequem und erträglich einzurichten als möglich. Wir machen kleine Tagreisen und kommen erst am 3ten Tage in Nürnberg an; am 4ten wird meine Frau mit den 2 kleineren Kindern nach Erlangen vorausgehn und gleich in unsrer Wohnung abtreten, wohin ich mit Paul ihr folge, sobald für die ersten Bedürfnisse gesorgt ist.
Ich wollte, mein Versprechen zu erfüllen, Dir noch von hier aus ein Bildniß von mir schicken, das ich von keinem gemeinen Maler wünschte, das auch mit großen Fleiß fast bis auf die letzte Hand ausgeführt ist, aber schon darum kostete es mehr Zeit und zuletzt trat mein Übelbefinden dazwischen. Da sich nun durch ein 8tägiges Zuhausebleiben und Krankseyn auch Farbe und Aussehen in etwas verändert haben, bat der Künstler sich selbst aus, es erst in Erlangen vollenden zu dürfen.
Wenn ich an die vielen Krankheitsanfälle denke, die mir das Leben hier verleideten, mich in allen meinen Arbeiten störten, ja wahrhaft zu keinem Lebensgenuß mehr kommen ließen: so glaube ich die größte Ursache zu haben, mit der Veränderung, die ich vorhabe, zufrieden zu seyn, so unangenehm und erschwerend auch die Umstände sind, unter denen ich sie jetzt vornehmen muß, nachdem ich so lange hier aufgehalten worden. Um Dich völlig über meine neue Lage zu beruhigen, schicke ich Dir eine amtliche Abschrift des allerh˖[öchsten] Rescripts, wie solches an die Acad˖[emie] der Künste und (mutatis mutandis) auch an die Akad˖[emie] der Wiss˖[enschaften] ergangen; behalte sie, bis ich einmal wieder zu Dir komme.
Uns freut, in Deinen Briefen den Ausdruck Deiner Zärtlichkeit für Clärchen und Deiner Freude über sie zu lesen. Möge sie Dir und Deiner lieben Frau den unangenehmen recht erheitern und dieser besonders die treue, sorgsame Pflege durch das fröhlichste Gedeihen und anmuthige Zärtlichkeit lohnen. Nur vergeße nie, daß das kleine Dingelchen gescheidt genug ist, zu merken, wenn alles sich um sie dreht, und wie wir alle schwach genug, sich das so für immer zu wünschen, was ihr doch nicht werden kann.
Grüße aufs herzlichste Deine liebe Frau, und alle die unsrigen und empfiel uns allen Gönnern und Freunden die unser gedenken.
Gott erhalte Dich; ich bin wie immer
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
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N.S.
Was sagt man in Stuttg˖[art] zu dem ersten Spécimen eines jungen Diplomaten und seine lehrreiche Predigt, gegen das Mscpt. von Süddeutschland in der Allg˖[emeinen] Z˖[eitung], für dessen Verf˖[asser] Herr von Trott ausgegeben wird?