Hochwohlgeborner,
Verehrtester Herr Director!
Mit besonderem Vergnügen habe ich mich auf den Wunsch meines Freundes Döderlein dem Geschäft unterzogen, eine Wohnung für Sie auszusuchen, weil ich die allgemeine Freude, welche die Nachricht von dem großen, unserer Universität bevorstehenden Gewinne hier erregte, vollkommen theile. Dagegen war es mir höchst unangenehm, Ihrem Wunsche nicht früher als diesen Augenblick ganz entsprechen zu können, wo ich kaum noch Zeit habe, den Abgang der Post zu benützen.
In Ansehung des Ausinschen Hauses stand ich von allen Absichten ab, als ich es selbst besah, denn es ist sehr verfallen, und die Einrichtung würde lange Zeit kosten, auch ist dieses unvermeidlichen Aufwandes willen der Eigenthümer zur Vermiethung nicht geneigt, wenigstens ist von ihm noch keine Nachricht eingetroffen.
Das von der Frau von Wendt, früher von Nees von Esenbeck bewohnte Haus erschien mir, als ich es selbst sehen konnte, schöner als früher. Herr von Wendt will es bis zum räumen. Die beiden vordern Zimmer bedürfen keiner Ausbesserung. Da es nun das einzige Quartier ist, welches sich jetzt darbietet, so habe ich es vor einer Viertelstunde gemiethet, welches nicht früher geschehen konnte, weil der Eigenthümer, Dr. Heinlein, nicht von dem Krankenlager einer sterbenden Nichte weggehen wollte; sie ist nun gestorben. Der 1 Treppe hoch liegende Theil, von welchem ich eine flüchtige Zeichnung beilege, war nicht unter 180 fl. zu erhalten, weil Herr von Wendt zum Theil durch diese größere Summe von der eigenen Übernahme abgebracht werden mußte. 1 Treppe höher, in den Mansarden, sind 7 heitzbare Zimmer, größer und kleiner, mit einigen Kammern. Die beiden vordern Mansardenzimmer, ganz von der Größe der unteren, sind so schön und hell, daß Nees hier seine Arbeitszimmer hatte. Sonst könnte das eine zum Auditorium dienen, wenn Ew. Hochwohlgeboren nicht lieber im dem Hörsale des geh˖[eimen] Hofraths Glück, gerade gegenüber, zu lesen vorzögen, dessen gefälliger Besitzer es bestimmt mit Freuden herleiht. (Auch könnten die Kammern 14 und 15 durch Ausbrechen der Wand zum Auditorium eingerichtet werden.) Dieses obere Stockwerk will der Besitzer nicht unter 120 fl. geben, weil er für beide immer 300 erhalten zu haben versichert. Vom an wären im Erdgeschoß 4 Zimmer zu haben, für etwa 80–90 fl. Allein ich glaube, daß Sie das obere, um hier durch keinen fremden Hausbewohner gestört zu sein, vorziehen würden. Indessen erwarte ich hierüber Ihre nähere Anweisung. Die ankommenden Meubeln könnten sogleich jetzt untergebracht werden, und in den Mansarden könnte das Weißen p schon nach einigen Tagen beginnen. Gemiethet habe ich also nur den mittleren Theil, dessen Zeichnung beiliegt.
Die Kürze der Zeit macht es unmöglich, eine Ihrer Neigung vielleicht mehr angemessene oder wohlfeilere Wohnung zu erhalten. Die Friedrichsstraße ist hier die längste, aber sehr still.
Ich muß abbrechen, um nur den Brief noch abschicken zu können.
Mit unbegränzter Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster
Rau.
Erlangen, .