Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Hochgeehrtester Herr Geheimde Hofrath!

Ihre gütige Zuschrift, und die darinnen enthaltene Versicherung Ihrer fortgesezten Güte und Theilnahme, hat mich recht innig erfreuet; und ich habe nicht ermangelt, der Frau Großherzogin sogleich die für Sie bestimmten Inlagen zuzustellen. Ihre K˖[önigliche] H˖[oheit] trägt mir auf Ihnen recht vielmals dafür zu danken, für das so ungemein Sie interessirende, was Sie Ihr zugeschickt; auch bittet Sie Ihre Frau Gemahlin recht herzlich in Ihrem Nahmen zu grüssen! – Es war recht glücklich daß meine arme Hoheit, Carlsbad, was sich so trefflich an Ihr bewährt hat, gebraucht hatte, sonst wüßte ich nicht, wie Sie die physische Kraft gehabt hätte, den so unerwarteten Tod Ihrer innig geliebten Mutter zu tragen sehr angegriffen ist Sie freylich davon, und ich sehe nicht ab, was je diese Lücke in Ihrem Herzen, und in Ihrer ganzen Existenz ersetzen kann! nun steht Ihr noch dazu, in diesem Jahre die Trennung der P˖[rinzessin] Auguste bevor, ich fürchte diese sehr! nach Carlsbad muß die Hoheit auf jeden Fall! Da Sie mir nichts von Ihrer eignen Gesundheit sagen, so hoffe ich Sie ist gut, so auch dem Kleeblatt, der niedlichen Kinder der herrliche Sprudel und Neubrunen wohl bekommen Ihrer lieben Frau Gemahlin, empfehlen Sie mich ja auf das Herzlichste; sollte ich nach Carlsbad dieß Jahr kommen, so würde es mein innigster Wunsch seyn Sie beyderseits dort zu finden, die zweyjährige süße Gewohnheit von Ihnen freundlich und gut aufgenommen zu seyn, würde sich ja durch nichts ersetzen lassen, und Sie haben mich, sich auf immer verpflichtet! – Geben Sie nur ja vorher den Plan nicht auf, mit dessen freudiger Aussicht, Sie uns schmeicheln, Ihnen nach hier zu besitzen! Ihr Magnet ist wohl, aber 80 Jahre machen immer besorgt, und wie sehr würde es Ihnen bester Geheimde Hofrath schmerzen, wenn Sie dieses schöne Beysammenseyn, versäumt hätten, auf welches sich Goethe sehr freute als ich Ihm bey meiner Rückkehr dazu Hofnung gab! – D. Martius wird Ihnen wohl viel von Ihm gesprochen haben, Goethe hatte sich zu sehr damals angegriffen, und wurde recht unwohl. Der Canzler Müller empfiehlt sich Ihrem freundlichen Andenken, und sieht mit Sehnsucht der Erfüllung Ihres Versprechens und unsrer Wünsche entgegen. Wieviel höre ich immer von Ihrem schönen München sprechen!, und habe eben jezt eine Reise von Fr˖[au] von Ahlefeld dahin gelesen, die nichts damit vergleichen kann, was es an Seltenheiten, und auch an guten Menschen besizt! Wie sehr wünschte ich es zu sehen, und Ihnen dort aufzusuchen, habe aber bis jezt leider gar keine Aussicht dazu! –

Hätten Sie wohl die Güte mich bey P˖[rofessor] Schubert ins freundliche Andenken zurück zurufen, und Ihm zu sagen, daß ich viel mit der Princesse George von Ihm gesprochen hätte, die Ihn herzlich liebt und ehrt, und sich sehr sehnt Ihn wieder zu sehen.

Empfangen Sie nochmals meinen wärmsten Dank für Alle Ihre Güte und Freundschaft, um deren Fortdauer recht innig bittet, Ihre ganz ergebene

Constance Fritsch