Franzensbrunnen in Böhmen .
Hieher, geliebter Freund, habe ich Ihren Brief vom erhalten. Wenn ich frühere Nachricht von Ihnen hatte, widerstand ich vielleicht der Versuchung nicht, Sie nach Carlsbad einzuladen; gern kam ich auch etwa die Hälfte Wegs, Sie noch einmal, bevor Sie den deutschen Boden verlassen, zu umarmen und zu sprechen. Nun hoffe ich sollen wenigstens diese Zeilen Sie noch in Berlin finden, denn zu einem ordentlichen Briefe kann ich es, den Tag vor der Abreise und an das müßiggängerische Badeleben seit 8 Wochen gewöhnt, nicht wohl mehr bringen. Herzlichen Dank für Ihren lieben vollen, innigen Brief, für die Mittheilung Ihrer schönen Gedichte, deren Genuß sich erhöhen wird, wenn ich die Sonnette der zweyten mit denen der ersten Ausgabe vergliche. Wann wir uns wieder sehen, ist nun gar sehr ungewiß, doch verzweifle ich nicht daran, fürchte auch nicht, daß wir uns gegenseitig vergessen könnten. Sobald sich Ihre Lage in Schweden etwas gestaltet hat, lassen Sie mich davon wissen. Auch von allem was Sie hervorbringen erhalte ich wohl Kunde. Die Weltalter schicke ich Ihnen, so wie sie die Presse völlig verlassen haben. Gehen Sie nun Ihren Weg, geleitet von guten Sternen und denken Sie am heimischen Heerd unter den Vielen, denen Sie in Deutschland theuer und lieb geworden, auch meiner mit herzlicher Gesinnung. Auch meine Frau grüßt Sie bestens.
Ich bin und bleibe mit treuer Freundschaft stets
der Ihrige
Schelling