Ach liebster Sohn nun muß ich Dir die Traurige Nachricht schreiben daß Dein lieber guter Vatter ist, und ich dadurch in Tiefesten Schmerzen und Jammer gesezt worden bin ach Du glaubst eben nicht wie empfindlich mir dieser Verlust fält, gerade wo ich am wenigsten befürchtete, wo der Sel˖[ige] Vatter so gut wieder hergestelt war, wo Seine Augen so gut waren daß er in den lezten Tagen Seines Wohlseins noch Hebräische anmerkungen gemacht, auf einmal aber überfiel Ihn ein entsetzlicher Krampf auf der blase daß Er konnte kein Tropfen wasser mehr lössen, und bekam die fürchterlichste Schmerzen so daß Er überlaut jammerte man wandte alle Mühe an, Karl kam am mit einem Operateur wo Er Sich am Nachmittag gelegt hatte dieser operateur war dann so glüklich daß wasser durch einen catheder abzuleiten allein es that eben nur eine stunde gut der Krampf kam wieder aufs Heftigste ach lieber Sohn Du kanst gar nicht Glauben was ich dabei gelitten habe es war so Herzzerschneidend ich konnte es fast nicht mehr ansehen vor mitleiden ich bin nicht im stand es Dir ausführlich zu schreiben daß andenken an den guten Vatter was Er erfahren muste ist mir viel zu empfindlich Er bate Gott nur um Geduldt je zu weillen kame eine Pause daß er ruhe bekame eins mal sagte Er »liebe Mama es nehmt alles ein Ende nun werden wir uns bald Scheiden müssen, Gott wird mit Dir sein und Dir Vergelten alle Deine liebe und Treüe, ach es geschieht mir unaussprechlich sauer Dich zu Verlassen aber es wird Dich Gott nicht verlassen, ich habe Dich, und Deine Kinder so oft in meinem Gebett empfohlen Du ziehst zu Deinen Kindern nach Stuttg˖[art] Du hast bisher vor Sie gesorgt, Jezt werden Sie auch vor Dich sorgen, ach ich hoffte aber immer noch auf Hülfe und alles sagte wenn nur der Krampf aufhörte so wäre bald wieder geholfen aber leider geschahe es nicht, ach Gott hat mich so oft in Noth erhört, aber dismal nicht, der Sel˖[ige] Vatter sagte Gott lasse einen Jeden Menschen zur besten stunde Sterben, und daß muß mich Jezt auch Trösten wenn ich nicht imer müste an Sein schweres leiden denken, ach es war so grosse Noth, Du kanst Dir denken dabei, daß beschwerliche, der schamhafte Mann, wo Er muste sich gefallen lassen 4 ### über sich gehen zu lassen und wo keiner doch im Stand gewessen daß Wasser mehr abzuleiten denn muste man mit cartablaß, mit einschmieren mit BlutIgel mit allen es Probieren und Ihn so plagen, ach Gott schenkte mir Gesundheit und stärke daß ich Ihm Tag und Nacht abwarten konte Er Sagte einmal zu mir ach liebe Mama Du verläßt mich doch nicht, ach wenn ich nur noch vielmehr hätte gethan, ach ich wüste nicht mehr was ich thun solte ach Gott würd es mir vergeben wenn ich was versäumt hätte am Vormittag war Er noch ordentlich bei sich, Des Nachmittags aber verlor Er Seine Besinung, jezuweillen sahe man daß Er doch noch Schmerzen fühlte und seüfzte am Nachts nach 12 uhr kam Karl mit Seiner Frauhier an, Er kannte Sie aber nicht mehr, Karl ließ noch einmal den catheder Probieren, es gieng aber nicht mehr, es war alles Vergebens, und muste doch dem leidenden wehe gethan haben denn Er fieng erbärmlich an zu gilfen, denn batte ich Ihn doch nicht mehr zu martern denn der Völlige Brand war da, Er bekam den Tag zuvor eine Frost die eine halbe stund dauerte und darauf eine Hize die brante durch daß Kissen durch wenn man Ihn zum Trinken aufrichten wolte, am Morgen war Er vollends Ganz weg der Athem wurde beschwerlich Er konnte gar fast nichts mehr schluken, kaum konnte Ihm mit Vieler Mühe einen Saft beibringen der athem wurde imer kürzer, und kaum sahe man wie Er entschlief vor 12 Uhr am , ach wie wohl wird es Ihm gewessen sein, wie Er auf einmal loß von Seinem übel geworden, der Herr wird Ihn gewiß davor reichlich erqüiken in der Ewigkeit auch vor alle liebe und Treüe die Er mir bewiessen hat, ach es war Ihm schwer Sich zu trennen, aber liebster Friz wie es mir gewessen kan ich Dir nicht beschreiben, alle meine Glieder zitterten am ganzen leibe die Beata kam mir etliche Tage zuvor zu Hülfe welches mir sehr wohlthätig war ich wuste mich nicht zu fassen unerachtet ich Gott vor Jeden Tag gedankt habe den Er mir den Vatter erhalten hat, ach so ist es mir eben doch noch zu bald, der August kame erst eine stunde nach des lieben Vatters Tod an wo es ihm eben so leid That und fast nicht zu Trösten war, Groß war bei Seinem Ende, Karl hat viel liebe an Ihm gethan, und ist fast nicht zu Trösten, daß Er Ihn nicht retten konte des Abends kehrte Karl mit Seiner Frau, und Groß, wieder zurük nach Stutg[art]Beata blieb mit Ihrem Adolf bei mir, Sie ist aber gegenwärtig stark in der Hoffnung da muß man Sie schonen, und thut mir oft bang werden ob Ihr die attention nichts schadet Jezt gestern am wurde der gute Vatter zu Grabe getragen. Er hatte eine schöne leiche die benachbarte Special und Pfarrer begleiteten Ihn zu Seiner Ruhestätte Doctor und Seine Frau kam mit Gross auch zur leiche und august blieb auch da der ist heüte Morgen jezt wieder abgereißt und versichert mich, daß wenn Er im stand seie meinen wittwenstand zu erleichtern Er es gewiß Thun wolle, auch Seine Frau seie bereit dazu, ich werde jezt eben eine audition halten, und nach dieser abziehen, des Grossen wollen mich mit aller liebe aufnehmen Sie müsten Jezt eben eine andere Wohnung miethen, wo ich doch mein eigenes Zimer bekome ich bin sehr geschwächt worden, wo ich eben stille, und ruhe nöthig habe, und Gottlob so viel habe ich doch, daß ich mein Kostgeldt und Haußzinß redlich bezahlen kan, keine eigene Oconomie kan ich nicht führen es wäre mir viel zu langweilig, da ich seit Jahr und Tag an den umgang des lieben Vatters so gewöhnt worden so stünde es nicht aus so allein, Karl hat mir immer versprochen wenn der Vatter sterbe so nehme Er mich auf jeden Falll auf, und wie Er noch ledig war, so sagte Er allemal wir haussen den miteinander Jezt laut es aber ganz anderst, als ich mit Ihnen reden wolle so brachte die Doctorin so viele