No. 7.
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Der Mittewalder Bote hat mir nichts gebracht; ich begreife es und tröste mich um so mehr, daß Du am den Brief fortgeschickt hast, denn sonst hättest Du gewiß den Boten am nicht versäumt. So werde ich also 10 Tage ohne Nachrichten von Dir und unsern Kindern seyn. Ich bitte Dich jetzt nur zu sorgen, daß Dein Brief am gewiß mit der Post abgeht. Du kannst Dir leicht denken, daß die Ungewißheit über Euch mir bey meiner Arbeit eben nicht förderlich ist.
Ich bitte Dich zugleich, mir am wieder ein Paar Wachslichter durch den Boten zu schicken; ich zünde heute das dritte an. Du wirst Dich wundern, aber bedenke daß es in diesen Bergen eine Stunde früher Nacht wird als anderwärts.
Meine Zeche von der ersten Woche d.h. bis Samstag betrug 6 fl. 57 x ich glaube Du wirst damit zufrieden seyn.
hat mich der Herr Pfarrer besucht, der über dem See wohnt – doch ist es eine ganz kurze Überfahrt, die keine 8 Minuten dauert. Nun hab’ ich Dir versprochen nicht auf dem See zu fahren, ich bitte Dich dispensire mich davon für diesen Besuch, sonst müste ich um den See herum durch einen großen Umweg zu Fuß durch lauter Moräste hingehen.
Schreibe mir doch über alles was ich in meinem Brief berührt habe ausführlich. Spätestens mußt Du doch dieses erhalten.
Schreibe mir auch wie es Dir geht recht aufrichtig und wie Du Dich in Deiner Lage findest.
Du bist wohl viel bey Deiner liebsten Freundin, die ich Dich bitte schönstens von mir zu grüßen.
Ich bitte dich auch, mir noch ein Paar Bände von Shakespeare zu schicken, Eschenburg’sche und Schlegelsche – besonders: Was ihr wollt , und Wie es Euch gefällt ; auch Lear von Voss und Eschenburg. Der geht doch über alles, wenn man so allein ist. Es soll gewiß kein Jahr vergehen, ohne daß ich ihn immer wieder lese.
Mit meiner Arbeit geht’s gut; es gieng’ noch besser, hätt’ ich öfter Briefe von Dir.
Was erhältst Du für Besuche, und welche gibst Du? Von den Herrn nehme keinen Abends an, der Leute wegen; sie können ja vor Mittag kommen. Hast Du meiner Mutter nicht indeß geschrieben? Vergiß nicht, mir Schreibpapier zu schicken.
Erzähle mir nur recht viel von den Kindern. Wenn Du bis alles überlegen und erst alles antworten willst, um was ich Dich gebeten, so hast Du freylich genug zu thun.
Behalte mich in gutem Andenken und liebe wie immer Deinen armen, doch Gott lob, freywillig Gefangnen.
Gott segne Dich, liebes Kind und Kinder!
N.S.
Der Brief muß am Freytag wohl noch früher auf die Post. Denn die Post kommt hier 9 spätestens halb’ 10 Uhr Abends an und bringt doch gewiß 12 Stunden unterwegs zu. Schreibe mir am ja recht bestimmt, ob Du alle Briefe erhalten?