München .
Die Reisegelegenheit mit Breyer ist nun entschieden, liebste Mutter! Er hat sich erklärt, Sie mit der größten Freude hieher mitnehmen zu wollen. Es scheint auch, daß er sonst niemand mitnehmen wird, als die Person, welche seine Frau im Hinausweg wartet und die im Hereinweg auch Sie bedienen kann. Kurz es trifft alles so gut zusammen, daß ich zweifle, ob sich je eine bessere Gelegenheit
Inzwischen wird diese Zeit in den ersten vorüberseyn, und die liebe Mutter wird einstweilen in München selbst genug Unterhaltung finden, bis wir im Stande sind, sie auch mit der Umgebung näher bekannt zu machen. Und da Ihnen diese Zustände nicht unbekannt sind, so werden Sie es meiner guten Frau gewiß nicht verargen, wenn sie diese kurze Zeit über auch im Haus sich so ruhig als möglich hält und ganz ihrer Bequemlichkeit nachgeht. Wir sind beyde durch die erste Erfahrung etwas ängstlich geworden. Glauben Sie übrigens nicht, liebstes Mütterchen, daß Ihre Anwesenheit schon überhaupt Unruhe im Haus machen werde. Meine Frau hat das besondre Glück gehabt, gute Dienstboten zu finden, auf die sie sich völlig verlassen kann, und wenn die liebe Mutter nur erst da ist, so wird unsre einfache Haushaltung ihren stillen Gang fortgehen, als ob niemand außer den gewöhnlichen Personen da wäre. Meiner Frau, die doch auch dieß mal, wenn gleich viel weniger, einige Beschwerden hat, wird die Gegenwart der lieben Mutter ganz besonders zur Aufrichtung und Aufmunterung gereichen; und sie insbesondre freut sich ganz außerordentlich auf die Hieherkunft der lieben Mutter und verbindet ihre innigsten Bitten mit den meinigen, daß die liebe Mutter doch ja die langgehegte Hoffnung uns bey dieser Gelegenheit erfüllen wolle. Mit herzlicher Sehnsucht sehen wir beyde dem schönen Tag entgegen, der Sie in unsre Arme führen wird.
Ich bitte Sie, liebe Mutter, von den Umständen meiner Frau niemanden, auch unsern Geschwistern nichts zu sagen. Sie sind die Erste und Einzige unter allen unsern Verwandten und Freunden, der wir es anvertrauen. Ich habe mir zum Gesetz gemacht, es künftig niemand voraus wissen zu lassen, eh’ es ganz offenbar ist.
Nun bitte ich noch, liebste Mutter, daß Sie uns recht bald mit einer günstigen Antwort erfreuen.
Gewiß, es kann uns diesen kein größeres Glück widerfahren als die liebe Mutter bey uns zu sehen.
Breyer denkt nächsten Sonntag dem abzureisen; er will sich in Stuttgart einige Tage aufhalten, und gedenkt den ohngefähr wieder hier zu seyn.
Gott erhalte Sie inzwischen gesund und bringe Sie bald und recht glücklich zu Uns.
Ich bin und bleibe mit der zärtlichsten Liebe
Ihr
geh˖[orsamster] Sohn
Fr.