Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Sr. Hochwohlgebohrn

Herrn Geheimen Hofrath

von Cotta

in

Stuttgardt.

g[an]z frey.

Bey der Läßigkeit, meiner Verbindungen mit Wirtemberg habe ich erst vor wenigen Tagen Kunde von dem empfindlichen Verluste erhalten, der Sie, mein innig verehrter Freund, im betroffen. Sie bedürfen weder, noch erwarten Sie von mir Trost, wohl aber werden Sie den Ausdruck herzlicher Theilnahme gern und güthig aufnehmen.

Ich habe in diesem Sommer einige Vorlesungen Über Bedeutung und Ursprung der Mythologie gehalten, die mit Interesse und Beyfall von Professoren und Studirenden gehört wurden. Allgemein ist der Wunsch geäußert worden, daß sie in einem weiteren Kreise verbreitet werden möchten, und ich selbst bin sehr geneigt dazu, da ich mit dieser Arbeit zufrieden bin, und dieselbe theils überhaupt wirksam eingreifen wird in manche, die Geister jetzt lebhaft beschäftigende, Verhandlungen, theils als unmittelbarer Vorläufer der nun endlich gewiß erscheinen sollenden Weltalter gelten kann. Ich zweifle nach Ihrer langbewährten Güte nicht, daß Sie diese Schrift, die etwa 8–10 Druckbogen betragen würde (im Fall Sie dieselbe größer wünschten aber leicht durch Zusätze auf etwa 12 Bogen gebracht werden könnte) in Verlag nehmen wollen; nur wünsche ich, um Correctheit des Drucks mit möglichster Beschleunigung zu vereinigen, daß dieselbe hier, unter meinen Augen gedruckt werden könnte. Ich habe deßhalb bereits mit dem gegenwärtigen Inhaber der hiesigen Universitäts-Buchdruckerey, Herrn Junge, Rücksprache genommen, welcher sich erklaert hat, den Bogen bey 1000 Ex˖[emplaren] Auflage zu 7 bis 7 ½ fl. zu liefern, was mir nach den mir sonst bekannten gewöhnlichen Preisen eine annehmliche Forderung scheint.

Ich bitte nun um baldige geneigte Antwort, und erwarte zugl˖[eich] Ihre näheren Bestimmungen über Größe der Auflage, so wie, in der Folge, Anweisung zur Versendung von hier aus. Das Honorar mögen Sie, nach künftiger eigner Ansicht der Schrift, bestimmen, es versteht sich, daß ich dieß ganz Ihnen überlasse.

Leben Sie recht wohl, Theurer Freund, und erhalten Sie mir auch für die Zukunft Ihre gütige und freundliche Gesinnung.
Mit herzlicher Verehrung
Der Ihrige

Schelling.