Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Sr. Wohlgeb[ohren]

Dem Herrn Herr Direktor D. Schelling

GeneralSekrätär der Akademie der bild˖[enden] Künste

des Ordens des kön˖[iglichen] et cet˖[era]

zu

München

Obgleich ich Ihnen erst am vorigen Postage geschrieben habe so nehme ich mir doch noch einmahl die Freiheit, um wenn etwa der Brief sich verirrt hätte dasselbe zu schreiben. Nach meiner Abreise aus Stuttgard hatt mich hier ein Nervenfieber überfalen, welches mich nöthigte mehrere Wochen das Bett zu hüten, und wovon ich mich langsam erhohlt Doch denk ich zu von hier abzureisen, und ersuche Sie daher mit umgehender Post mir ein paar Worte zu Antworten. Ich denke jezt den entweder in Carrara oder in Florenz zuzubringen, vorzüglich da ich es nicht wagen darf jezt gerade zu nach Rom zu gehen. Dis arrangement, macht es mir aber um so nothwendiger gleich zu Anfang der Arbeit eine Summe Geld zu haben, da wie Sie denken können ein auffenthalt von 2 Monathen, und krank zu sein mein Geld mehr als billig angegriffen. Ich ersuche Sie also wie wir in Stuttgard verabredet mir eine Summe von 10–15 Louisd'or nach Mayland anzuweisen, oder einen Augsburger Wechsel für mich dorthin zu schiken, wenn es unmöglich ist sogleich solche zu schiken. Ich darf um so dreister diss von Ihnen fodern, da Schlegel mir geschrieben, das er das frühere arrangement durchaus nicht annehmen will; Ich würde 2 oder alle Basreliefs in Carrara oder Florenz machen, und die Buste dann im Herbst in Rom, als wohin ich bereits den Kopf der Auguste habe absenden lassen. Ich habe Ihnen nicht mehr von hier aus schreiben wollen ehe meine Abreise nicht sicher sei, diese sich leider zu meiner grossen Schande so lange verzögert, und auch jezt muß ich Sie bitten Niemandem in München davon zu sprechen, weil ich erst von Mayland aus an den Prinzen zu schreiben gedenke, auch meine Schwester nur wenig von meiner Krankheit weiß. Eben so muß ich Sie ersuchen mit der Absendung des Geldes zu eilen, da obgleich ich es hier nicht brauche ich nicht weis wie die Verbindungen hier nach Carrara sind, und ich dort unmöglich lange auskommen kann bei den Auslagen die ich machen muß, drum ist es nothwendig für mich diese Summe mir in Mayland auszahlen zu lassen. Meine Adresse ist hier an Herrn Obmann Fueßli. Wenigstens wünschte ich sehr Antworten von Ihnen hier noch zu erhalten, wenn Sie so gefällig sein wollen gleich mit einer Zeile zu Antworten um auf jedem Fale meine Einrichtungen zu treffen.

Verzeihen Sie mir gütigst das ich nichts weiter hinzufüge als die Versicherung meiner Hochachtung, und schnell abbreche, weil meine Hand noch sehr zittert, und die Post abgehn will.

Noch bitte ich haben Sie den Anschlag zu der SteinmetzArbeit dort erhalten? Solte es sein bitte ich mir doch etwas davon mitzutheilen, wie die Inschrift der Platte.

Ich verblei[be] Ihr ergebenster

Fr. Tieck