Sr. Hochwohlgebohren
Herrn Director von Schelling
zu
in Bayern
frey.
Liebster Bruder
Neuenstadt den .
Ich habe es lange anstehn laßen, Dir für Deinen freundschaftlichen Brief vom und die Uebersezung des Plutarchs, die Du mir durch den kleinen muntern Schweizer zuzuschicken die Güte hattest, und die ich beyde, ohnerachtet der Ehrenmann nicht mehr über hier kam, richtig empfieng zu danken. Absichtlich wollte ich es so lange anstehn laßen, bis ich meinen August nach Würzburg abgeliefert habe. Nun verzog sich aber dieses gegen mein Erwarten durch verschiedene Umstände, besonders auch durch eine lange Abwesenheit des D. Heine’s von Hause, bis in die . nach Hause zurükgekehrt beeile ich mich nun Dir sowohl für das oben Berührte, als für Deine nachdrückliche Empfehlung an den vortrefflichen Herrn Medic˖[inal]rath von d’Outrepont meinen verbindlichsten Dank nachzuhohlen. Dieser biedere Mann überhäufte mich mit Artigkeit, gieng mir bey der Regulirung der Angelegenheiten meines Augusts trefflich an die Hand, und Deiner Empfehlung an ihn verdanke ich es, daß ich viel beruhigter von Würzburg zurükreiste, als dieses sonst der Fall würde gewesen seyn. Herr von d’Outrepont versprach mir für den August wie für sein eigenes Kind zu sorgen, und machte mir alle Hoffnung wenigstens auf bedeutende Verbeßerung seines Fußübels, indem dieser Fall gerade zu denjenigen gehöre, wo Heynes Maschinen sich am kräftigsten erzeigen, was sich auch durch das Beyspiel eines seit 8 Monaten im Institut anwesenden Schweizers von 16 Jahren bestätigte, der ganz das nehmliche Uebel gehabt haben soll, aber fast völlig hergestellt war. Im Institut traf ich 37 Curisten, meist adeliche, rükenkranke Frauenzimmer zum Theil aus Frankreich, Italien, Rußland. Die Maschinen sind äußerst sinnreich und mannigfaltig, die Behandlung und ganze Einrichtung noble, fast möchte ich sagen zu vornehm. Heine selbst versicherte mich, daß er eine rechte Freude an August habe, indem er sich alle Hoffnung mache, hier in kurzer Zeit etwas Eclatantes zu leisten. Ueber »die kurze Zeit« erhielt ich aber sodann von Herrn d’O˖[utrepont] im Vertraun einen nicht sehr erfreulichen Commentar.
Nach von Stuttgart aus erhaltenen Nachrichten hat sich Deine Familie auch wieder um einen Sprößling vermehrt, worüber wir uns um so mehr freuen und von Herzen Glük wünschen, als wir es für einen sichern Beweis der völligen Wiederherstellung der lieben Frau Schwägerin ansehn.
Auch meine Frau sieht innerhalb 14 Tage ihrer Entbindung entgegen. Dieser Umstand hauptsächlich hielt mich ab von Würzburg aus einen
Da Du, wie ich höre, Deine beede ältern Knaben in Nürtingen in der Kost hast, so wird dieses doch auch ein neuer Zug ins Vaterland für Dich seyn, und da hoffe ich denn, daß Du mit mir, der durch eine Menge Geschäffte an seinen Wohnsiz gleichsam angenagelt ist, nicht abrechnen werdest. Bey Carl in Stuttg˖[art] würde ein Besuch von Dir im Laufe des um so angelegter seyn, da er, wie Du bereits wißen wirst, sein Kind verloren hat. Es würde uns sehr freuen, wenn Du Deinen Söhnchen Erlaubniß gäbest, auch einmal eine Vacanz bey uns zuzubringen, wir wollten schon sehn, wie wir sie herunter und wieder hinauf brächten.
Unter meinem nochmaligen Dank und unsern herzlichsten Wünschen alles Wohlergehns
Dein Bruder
A.