Heidelberg den .
Ich benutze diese Gelegenheit, mein hochverehrter Herr und Freund, mit einigen Zeilen mein Andenken bei Ihnen zu erneuern. Sehr erfreulich wäre es, wenn wir nun, da Sie uns näher sind, auch die Hofnung nähren könnten, Sie im Laufe dieses oder einmal dahier zu sehen. Geht es meinen Wünschen nach, so werden Sie dießmal keine Badecur nöthig haben. Ihre fortdauernde Thätigkeit gestattet mir ja wohl diese für Ihre Freunde so erfreuliche Folgerung – und nicht wahr – dann dürfen wir auch wohl der Erscheinung Ihres größeren Werkes und den Ergebnissen Ihrer mythologischen und andern Forschungen entgegensehen? Sie werden mir wohl glauben, daß ich recht sehnsuchtsvoll danach verlangend bin.
Unser junger Herr von Feuerbach, ein treflicher junger Mann, der so eben die hiesige Universität verläßt, ist so gütig, ein Paket an Sie mitnehmen zu wollen. Ich sende Ihnen also hierbei endlich den lezten Theil des Proclus und unsers Professors Mone Fortsetzung der Symbolik. Nehmen Sie diese kleinen Gegengeschenke mit Ihrer gewohnten Güte von mir an. Zu dieser Geschichte der nordischen und deutschen Religionen wird im noch eine Abtheilung kommen. Der Proclus ist durch das Register länger aufgehalten worden als ich dachte. Wie gern hätte ich Sie bei dieser Στοιχείωσις θεολογική manchmal zu Rathe gezogen! Jetzt müssen Sie Nachsicht haben[.] Hegel, als er noch hier war, lies mir keine Ruhe, bis ich ihm versprach, dies Buch herauszugeben – und nun habe ichs gegeben so gut ich konnte. Zum Glück habe ich eine trefliche Handschrift dabei benutzen können. – Nun bin ich ganz mit dem Plotinus beschäftigt, wozu ich einen vorzüglichen Apparat von vielen und darunter den besten M[anu]s[kripten] benutze – und wenn mir Gott das Leben fristet, gedenke ich in 2 Jahren mit der Ausgabe hervortreten zu können.
Die Philister, die in unserer Literatur und Literaturzeitungen ihr Wesen treiben, sollen mich nicht abhalten, das zu thun und zu lieben was ich für liebenswerth, ehrwürdig und nothwendig halte.
Erhalten Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen. Ich beharre mit unwandelbarer Verehrung und Liebe
Der Ihre
Fr. Creuzer