Schelling

Schelling Nachlass-Edition


A Monsieur

Monsieur Schelling

Secretaire perpetuel de l’Academie

Royale des beaux arts

Munich.

Nebst einem Paket

Geehrtester Herr von Schelling

Längst schon hoffe ich einige Zeilen von Ihnen zu erhalten auf meine beiden lezten Briefe. Fast mit Zuversicht erwartete ich durch einen oder den andern der Gesellschafter des Kronprinzen, oder durch den Kabinets Kourier das eine oder das andere von den gewünschten Büchern zu erhalten, aber auch hierin täuschte ich mich in meiner Hoffnung. Ich will doch nicht hoffen, daß diese Briefe verlohren gegangen. – Ich bitte Sie daher nochmals, nur mit einigen wenigen Zeilen meine Anfragen zu beantworten, und wenn sich die Gelegenheit dazu ergeben sollte, das eine oder das andere von den von mir gewünschten Büchern gütigst zu überschiken, und den Kostenbetrag in Rechnung zu bringen. Wie ich höre, soll in einigen Morgen ein anderer Kabinets Kourier von München hieher reisen, durch welchen solches zu bewerkstelligen wäre. Durch Geheimen Rath von Ringels Begünstigung könnte dieses auf das beste bewerkstelligt werden. Die Kourier kenn ich ohnhin persönlich, und werden es sich ohnhin schon für sich übernehmen.

Durch den wieder hinausreisenden Kabinets Kourier überschike ich Ihnen hiermit 2 Exemplare des von mir nach Schillers Dichtung bearbeiteten Eleusischen Festes, welches ich endlich diesen wirklich völlig beendigt habe. Das Exemplar in rother Farbe habe ich für G˖[eheim] R˖[ath] von Göthe bestimmt, bey dem ich ohnhin noch in Schuldigkeit stehe, wegen der einst unsichtbar gewordenen Zeichnung. Sollte ich eine Gelegenheit zeigen, dieses Exemplar nach Weimar überschiken zu können so bitte ich recht sehr, davon Gebrauch zu machen. Die allzuschnelle Abreise dieses Kouriers erlaubte mir nicht ein Schoneres an Herrn Göthe mit beylegen zu können; Ich behalte mir also ein solches nachzuschiken. Das andere Exemplar ist für Sie Bester Herr von Schelling bestimmt; ich wünsche mir daß es Ihren Beifall haben möchte. Ich habe mich in der ganzen Folge von Blättern genau an den Text gehalten, wie Sie selbst daraus ersehen werden. Gut und Zwekmäsig würde es gewesen sein, der bildlichen Darstellung auch zugleich das Gedicht mit beyzudruken, allein ich habe es bis jezt noch unterlassen, weil ich eigentlich die Absicht hatte, dies Werk an einem Kunst oder Buchhändler in Deutschland um ein billiges abzutreten. Allein aus Erfahrung weiß ich, wie wenig mit diesen Herren, die allen Profit blos für sich allein wollen, anzufangen sey. – Unterdessen bitte ich Sie doch, dieses Werk dem Buchhändler Cotta in meinem Namen anzutragen, der mir, da er ohnehin schon Prachtausgaben von Göthes und Schillers Werken veranstaltet hat, dazu am geeignetesten scheint. Vorderhand habe ich blos 12 Exemplare davon druken lassen. Diese beyden welche Sie hier erhalten sind die ersten, die aus meinen Händen gehen. In beyliegender Note werden Sie die Bedingnisse finden, unter welchen ich dieses Werk abtreten will. Wiedrigen Falls, werde ich es selbst herausgeben, wie ich es mit den griechischen BasRelieven gethan.

Ihre Grüße und gütige Erinnerung wurde mir durch Doktor Ringseisen gefälligst mitgetheilt. Dieser Herr Ringseisen hat viele Aehnlichkeit mit unsern Subdiakonus Spix, ist nemlich auch ein wenig überspannt. und einer von denen, die sich so gerne in den Wolken versteigen ###. Unser Kronprinz ist wirklich in Neapel, und erwartet seine Einschiffung, um nach der Ciclopen Insel übersezen zu können; bis zu wird er wieder in Rom zurük werden.

Neues weiß ich Ihnen nichts aus Rom zu melden; als daß das neuerlich erschienene Werk von Gothe, die Kunst am Rhein und Main , hier groses Aufsehen gemacht hat vorzüglich unter den sogenannten Nazarenern, wie man diese Gothischen Maler hier zu nennen pflegt. Als sie dieses Werkchen habhaft wurden, versammelten sie sich in Corpore, wo es in der Versammlung vorgelesen wurde, dann hielten sie (nach dem Ausdruk der Bibel) einen Rath, wie sie ihn fangen möchten etc etc.

Und ich glaube, wenn es in ihrer Gewalt stünde, sie würden ihn, so wie jenen, zwischen zweyen Strasenräubern, oder sogenannten Armen Schächern kreuzigen. – Allein alles ist vergebens; Die Merheit wird demohngeachtet ewig ihr Recht behaupten. Gelobt, und nie genug gepriesen sey die Nemesis. die allwaltende göttliche Gerechtigkeit!!!.

Wie immer Ihr
treu ergebenster Diener

J. Martin Wagner

Vergessen Sie nicht, mich bald möglichst mit einigen Zeilen von Ihrer Hand zu beglüken, und wo möglich mir einige von den gewünschten Büchern mit zu überschiken.

N.S.

Thorvaldson hat von S˖[einer] K˖[öniglichen] H˖[oheit] dem Kronprinzen eine sehr schöne und ehrenvolle Bestellung bekommen, nemlich für eine Kirche einen fortlaufenden Frieß zu verferdigen, Die Geschichte Jesu vorstellend; Vorderhand ist diese Arbeit blos in Gibs zu verferdigen, man hat aber dem Künstler die Hoffnung gemacht solche einst in Marmor auszuführen. Für welche Kirche dieses Werk bestimmt sey, weiß ich nicht. – Vielleicht für eine erst zu erbauende Basilica.