An
Frau Directorin von Schelling.
aus Erlangen
in
Carlsbad.
im weißen Hirsch.
fr˖[ey] Gr[en]ze.
No. 29.
Freytag .
Dießmal wollte ich Deinen Donnerstagbrief erwarten, und wie ich jetzt sehe, habe ich sehr wohl gethan. Wenn das Übel bloß vom Tritt auf ein Steinchen herkommt, so wird es bey gehöriger Vorsicht freylich nicht viel bedeuten. Ich kann aber die Besorgniß nicht unterdrücken, daß durch einen unüberlegt starken Gebrauch, gegen meine Warnungen, die Natur, die es so gut mit Dir meynte, und auf die leiseste unmerklichste Weise das Hauptübel zu entfernen suchte, und ebendarum auch nur einer leichten Unterstützung bedurfte, genöthigt worden einen andern Ausbruch und Ausweg zu suchen, der Dir leicht mehr zu schaffen machen kann, als die Sache selbst, und der umso unangenehmer ist, da ich, alle gute Meynung von den medicinischen Einsichten der dortigen Ärzte vorausgesetzt, in ihre chirurgischen kein großes Zutraun setzen kann. Möge ich mich in dieser Besorgniß irren! Auf jeden Fall betrachte ich jetzt den Zeitpunct Deiner Rückkehr als ganz ungewiß, da dergleichen Fußgeschwüre weit langwieriger und hartnäckiger zu seyn pflegen als andre. Reise nun in keinem Fall eher ab, als das Übel gehoben ist, und laß’ Dich nicht etwa wegschicken, wie ich damals in Bamberg.
Das Eger Wasser scheinst Du wirklich nicht bestellt zu haben, bis jetzt ist wenigstens keines angekommen. Laß’ es nun gut seyn; dagegen bringe für Nothfälle soviel Creuzbrunnen mit als Du kannst.
Die Kinder sind wohl. Du schreibst nichts von der Witterung. Die heftigen Regengüsse mit Gewitter, die am hier waren, ließen mich fast wieder eine Überschwemmung für Carlsbad fürchten. Hoffentlich hast Du Dich unter diesen Umständen zum Einheizen-Lassen entschlossen, denn selbst hier ist die Temperatur ungewöhnlich tief gesunken.
Bey so bewandten Sachen kann ich Dir weiter nichts, als die größte Vorsicht empfehlen und – Geduld wünschen.
Lebe übrigens recht wohl und sorge, daß ich aufrichtigen und wahrhaften Bericht über Dein Befinden jederzeit erhalte.
Sch