Sr. Hochwohlgebohren
Herrn Director von Schelling
in
fr˖[ei] z˖[ur] G[ren]tze
Liebster Bruder!
So eben schickt mir mein Schwager Wächter mitfolg˖[enden] Brief an Dich zum Einschluß. Du hast mir in Deinem vorlezten Briefe die Frage gemacht, was Du dem Wächter für seine Bemühungen mit Deinen Angelegenheiten für ein Geschenk machen sollest, und ich vergaß Dir darauf zu antworten, daß Du keines machen sollest, indem er es gewiß nicht erwartet, und recht gerne thut, was er thun kann. Wenn Du etwa einmal wieder ein Buch herausgiebst, und wolltest ihn mit einem Exemplar bedencken, so würdest Du ihm damit große Freude machen. Diese Woche wirst Du die Anweißung zu 800 Gulden von Louis Gross zugeschickt erhalten haben. Solltest Du bald eine weitere Sendung wünschen, so schreibe es nur, damit man die Anstalten dazu machen kann. Die Bücher vom seeligen Vater sagt mir die Beate stehen bei ihr in einer Kiste aufbewahrt, sie wird sie behalten, bis Du darüber disponirst. Meine Frau wollte heute noch mit einem Schächtelchen Trauben aufwarten, findet aber, daß fast alle faulen, und die Reise nicht wohl mehr überstehen können. Von August Schlegel kann ich Dir nicht viel mehr schreiben, als ich schon gethan habe. Ich fühlte mich, da ich ihn immer nur einen Augenblick sah, und weil ich gerade um jene Zeit wegen der hier herrschenden Epidemie und sonstigen vielen Krancken sehr preßirt war, nie recht zu Haus bei ihm, und er sich nicht bei mir. Er ist schöner, eleganter und blühender von Aussehen geworden, als er früher war, spielt aber scheint es, gern den Vornehmen, was dem Apotheker nicht recht zuschlagen wollte, bei dem er logirte. Ich glaube nicht, daß er hier bei Hof war, er war vielmehr, wie es scheint auf den Paulusschen Familienkreis beschränkt. Der Frau Apothekerin fiel es auf, daß ein so gescheuter Mann, wie Schlegel so gar lange zu seiner Toilette, und zwar eine volle Stunde, gebrauche.
Sonst weiß ich dießmal nichts zu schreiben. Leb recht wohl und gesund, und bleibe fein gesund. Deiner lieben Frau empfehlen wir uns bestens.
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
K.