Frau
Directorin von Schelling
aus Erlangen
in
zu 2 Störchen auf der Wiese.
fr˖[ey] Gr[än]ze.
No. 6
No. 11
Montag
Obgleich ich Dir, liebstes Herzchen, durchaus nichts Neues zu melden habe will ich doch den heutigen Posttag nicht versäumen, damit Du wenigstens niemals in Sorge um Deine Kinder oder mich seyest. Wir sind alle wohl, und wünschen nichts sehnlicher, als immer bestimmtere Nachrichten von Deinem Wohlbefinden und der erwünschten Wirkung des Brunnens auf Dich zu erhalten. Widme Dich nur ganz diesem wichtigen Geschäft, und schlage wenigstens für diese Zeit alle Sorgen Dir aus dem nur zu sorgenvollem Gemüth; denke auf nichts, als Dich wiederherzustellen und die gute Wirkung des Brunnens auf alle Weise zu unterstützen. Hättest Du nicht Lust, und würde es Mitterb˖[acher] wohl nicht erlauben, auch Abends vor Schlafengehn noch 1–2 Becher zu trinken? Da Du nur sehr mäßig auf einmal trinken darfst, so könntest Du, vielleicht ohne Schaden, die Wirkung durch öftere Wiederholung verstärken. Alle Norddeutschen trinken seit längerer Zeit auch dem Abend. Verschmähe doch meinen Gedanken wegen der Sprudel-Umschläge nicht und frage Mitterb˖[acher] darüber. Schreibe mir doch einmal ob der Sprudel Dir den gewöhnlichen Effect macht, ob er Dich nicht verstopft, und ob er auf analoge Weise mit dem Creuzbrunnen wirkt? – Es geht alles ganz gut bey uns, so gut als es ohne Dich nur immer gehen kann. Ich bin mit den Leuten zufrieden, und kann die 2 Knaben aufrichtig loben. Paul ist heute wieder um 4 hinaufgekommen, beyde schicken sich in die Zeit so gut als man wünschen kann.
Liebe Mama! Damit Du doch etwas von mir siehst, grüße ich Dich herzlich, werde nur gesund und behalte uns in freundlichem Andenken!
Dein tr[euer]
Sch.