Wohlgebohrner
Hochverehrtester Herr Director!
Aus den Briefen des jungen Herrn Bruchmann an Eltern und Freunde sehe ich, daß daß er seinen Aufenthalt in Erlangen für die wohlthätigste Epoche seines Lebens betrachtet. Durst nach Wahrheit und Erkentniß des Höchsten erfüllte seine Brust mit göttlicher Verehrung für den Gründer einer neuen Epoche im Reiche des menschlichen Forschens; aber (was er nicht zu hoffen wagte) die freundliche Annahme in Ihren häußlichen Zirkel; die zuvorkommende Herzlichkeit ausgezeichneter Menschen, die er Ihnen verdanket, hat seine ernste Rechtlichkeit mit den schönen Gefühlen der Humanität so innig vermählt, daß seine guten Eltern mit ewiger Dankbarkeit, dem edlen Manne ergeben sein werden, der diese geistige Zeugung an ihren Eingebornen vollbrachte! Sie werden gewiß Veranlassung finden, Ihren brafen Schüler auf den Beruf aufmerksam zu machen, der seinen Talenten, und Bestrebungen am meisten zusagt.
Mit mir werden Sie einverstanden sein, daß das Wort Fleisch werden, und daß für die Mehrheit auch selbst für talentvolle, die Brauchbarkeit für einen bürgerlichen Beruf dem Streben nach dem höchsten Stoff und Gehalt geben muß? Daher ersuche ich Sie auch in dieser Rüksicht dem jungen Mann mit Ihrem weisen Rathe beyzustehen. Sie sind sein Gott, und Ihre Aussprüche werden ihm heilige Orakel sein. Hätten Sie früher oder später einmahl Lust zu einer Reise nach Wienn, so würden Sie meinen Freund Bruchmann, und seine brafe Gattin zu den glücklichsten der Menschen machen, wenn Sie von ihren Quatier in der Stadt, daß Ihnen ganz zu Diensten stünde, während Ihres Aufenthaltes Gebrauch machen wollten. Sie würden es auch nicht bereuen, eine grosse Zahl Ihrer wakeren Verehrer in der Caiserstadt kennen zu lernen.
Mit welcher Hochachtung, und Dankbarkeit, für die wohlwollende Aufnahme meines Anempfohlenen Freundes ich Ihnen ergeben sey, möchte gerne durch die That beweisen,
Ihr dankbarer
Dr Wirrer
Wienn den