Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn

Director Schelling

in

München.

No. 24.

Ich danke Dir herzlich, Du liebes Kind, für Deine 2 Briefe von und , die ich beyde mit einander erhalten und die mich völlig aus meiner Sorge wenn auch nicht aus meiner Sehnsucht nach Dir und den lieben Kindern geholt haben. Dein Rath ist, wie immer, gewiß auch dießmal der beste, er läßt mir die vollkommne Freyheit und ist mir auch insofern angenehm, als ich auf diese Art jeden Augenblick abreisen kann. Nur mit dem Waizinger muß ich mich doch bis oder gedulden. So lang’ aber wollt’ ich doch auf jeden Fall noch bleiben. Er ist heute mit seinen Pferden nach der Stadt und es ist möglich daß er erst Mittwoch wieder kommt. Allein er spricht von 14 fl. was hältst Du davon? Übrigens meynt er, für soviel werde mich auch der Posthalter in Murnau fortbringen, daß ich also dann ganz frey wäre. Schreibe immerhin noch am Mittwoch, weil es seyn könnte, daß ich auch am Donnerstag noch hier wäre, doch nur das Allgemeinste. Das Wetter ist verwundersam, und seit ich mich endlich entschlossen habe früh des Abends etwas einheizen zu lassen, sind mir auch die Nebel weniger nachtheilig. Zwey Dinge übrigens würden schon allein mich forttreiben, oder vielmehr der Mangel an zwey Dingen – Geld und Wein. Glaubtest Du, daß ein Münchner Kutscher für weniger als 14 fl. käme? Ich zweifle, und dann ist wieder der Umstand dabey, daß ich nicht mein eigner Herr bin, wie wenn ich hier eine Gelegenheit nehme.

Ich sehe, daß Du Dich in meiner Abwesenheit recht lustig machst, angenehmer kann mir nichts geschehen. Bleibe doch auf diesem Fuß auch wenn ich da bin. Befreye Dich von Verhältnissen die uns lästig und langweilig sind, aber nichts zur Erheiterung beytragen, dagegen suche immer das wahre Vergnügen auf und erhalte Dir Deine Freyheit und Beweglichkeit für solche Genüsse. Der Geist geht endlich ganz zu Grund, verliert alle Schwungkraft und Genialität in diesem trübseligen, bewegungslosen Dahinleben. Laß’ uns nie wieder dahin ankommen. Spare Deine Zeit und richte alles so kurz als möglich ein, daß auch täglich doch eine Stunde vorzüglich zum Vergnügen bleibt.

Ich freue mich besonders, daß Du das Baden noch fortsetzest; gehe bey dem schönen Wetter doch wenigstens alle Tage aus. Dem Paul sage nur, wie traurig es mir ist, daß er nicht so brav ist wie in Schlehdorf und daß ich ihn in München auch nicht so lieb haben werde wie hier.

Künftigen geht der Karl mit dem Holz ab, ich könnte ihn freylich alles aufladen, wenn ich wüßte daß wir’s nicht mehr brauchten, besonders den runden Tisch an dem Du so viel Gefallen bezeugtest. Bouteille muß ich doch auch hier lassen. Von Schmalz habe ich schon einen ganzen Topf gesehen und wenn wir noch bis hier bleiben, so wird wohl noch genug zu Stande kommen.

Nun bitte ich Dich noch, mich schlechterdings auf keinen bestimmten Tag zu erwarten, damit Du Dich nicht ängstest. Da Du mir einmal den guten Rath gegeben, will ich mich auch ganz darnach richten und alles nach Umständen, besonders nach dem Stand meiner Arbeit, die übrigens rasch zu Ende geht, bestimmen.

Inzwischen leb’ recht wohl, am hoffe ich noch durch ein Brieflein erfreut zu werden. Gott segne Dich und die lieben Kinder.
Dein
tr˖[euer] Fr˖[eund]

Schg