Schelling

Schelling Nachlass-Edition


No. 21.

Ich sage Dir heute, geliebtes Leben! nur wenige Worte, und Du mußt schon so gütig seyn Dich mit der blosen Versicherung unsres allerseitigen Wohlseyns zu begnügen. Eine Tour ins Hofland hat alle meine übrige Zeit heute in Anspruch genommen, auch letzten war es mir wegen allerley dringenden häuslichen Geschäften nicht möglich Dir zu schreiben. Deine Aufträge sind alle pünktlich besorgt. Bey Schl˖[ichtegroll] war ich schon letzten Mittewoch, er so wohl wie Langers zu denen ich Nachmittag im ärgsten Schmutze mit Paul gewandert bin, freuen sich Deines Wohlseyns und wünschen daß du deinen ländlichen Aufenthalt ja so lange genießen möchtest als es dir dort gefällt. Die Witterung ist von oben her unendlich angenehm, könnte ich nur mit dir du geliebtester Freund! sie genießen. Meine Sehnsucht hat sich durch das kleine Wiedersehn nicht vermindert, im Gegentheil sie wächst jeden Tag. Wie mich in dieser Stimmung dein lieber guter Brief gefreut, kannst Du Dir denken! Ach es geht doch in dieser Welt nichts über das Beysammenseyn mit dem den man liebt! Die Kinderchen d.h. die verständigen lassen Dich küßen. Paul ist nicht so artig wie in Schl˖[ehdorf] auch mit dem Lesen habe ich viel Noth, Er kann es vortrefflich, wenn er will.

Julius N˖[iethammer] ist von Heidelb˖[erg] angekommen, und kann Schl˖[egels] Miserabilität nicht arg genug schildern, es wäre ein Geck von 53 Jahren der aber aussehe wie 63. Selbst seine Unterhaltung fade und unerträglich. Paul˖[us] haben vergebens alles aufgebothen die Studenten zu bewegen ihm einen Fackelzug zu bringen. Der Schwiegervater soll keine große Freude an der Heyrath haben.

Nun adieu, geliebter theurer Freund! ich fürchte sonst die Post zu versäumen. Bleib fein gesund und vergnügt und sehne Dich nur ein klein wenig nach mir wie ich leider nur zu viel nach Dir thue. Deine Dich liebende

Pauline.

Erinnere die Kathrine an das Schmalz einsieden. Ich bin in nicht geringer Angst, daß Du kommst, und Deinen Ofen nicht gemacht findest, noch ist trotz aller meinen vielfältigen Bemühungen kein Hafner zu bekommen gewesen wegen der vielen Arbeit im neuen Theater.