An Herrn Director von Schelling
in
fr˖[ei] z˖[ur] G[ren]tze.
Liebster Bruder!
Ich habe heute Deinen Brief erhalten, und mich sehr gefreut, aus demselben zu ersehen, daß es mit Deiner Gesundheit ordentlich steht. Ich hoffe gantz gewiß, daß die bevorstehende Reise dieselbe aufs neue stärcken wird, und wünsche nur, daß Deine Geschäfte und die beßere Witterung es bald erlauben mögen, dieselbe anzutreten. Seit einigen Tagen haben wir wieder etwas kälter, was von einem starcken Gewitter, das wir hier hatten, herrühren mag, doch scheint es sich heute schon wieder etwas beßer anzulaßen. Ich habe heute den Einfall gehabt, ob Du, im Fall der Professor Kopp mit einem Hauderer von hier die Rückreise machte, nicht mit lezterem die Reise machen wolltest. Die hiesigen Kutscher sind zwar weniger tauglich zu größeren Reisen, als es die Münchener zu seyn scheinen, Du wirst aber doch auf jeden Fall wegen der Kinder wenigstens 4 Tage zur HerausReise brauchen, und in dieser Zeit fährt Dich auch ein hiesiger Kutscher. Den größern Theil Deines Gepäcks würde ich Dir rathen, einem Güterfuhrmann mitzugeben, denn sonst möchte es doch zu schwer für 2 Pferde seyn. Professor Kopp wird so viel ich höre, von Rohracker abreisen, scheint aber noch unentschloßen zu seyn, ob er mit Post, oder mit einem Lohnkutscher reisen wird. Ich werde ihm Nachricht geben von dem, was Dein heutiger Brief über die Zeit Deiner Ankunft mittheilt. Ich habe ihn vor ungefähr bei einem Krancken von mir angetroffen, und ihn da gesprochen. Einige Tage darauf kam er uns zu besuchen, ich war aber gerade abwesend, und habe ihn deßwegen nicht gesehen. Er blieb nur Einmal über Nacht, und so bekam ich keine Gelegenheit, ihm eine Ehre zu erweißen, was ich sonst gewiß gerne gethan hätte. Vielleicht kommt er noch einmal hieher. Im Fall Du mit Kopp’s Gefärth die Reise zu machen Lust hättest, so sey so gut, und gieb mir sogleich Nachricht davon. Wir freuen uns alle außerordentlich auf Deine Ankunft. Sey doch nur unbesorgt wegen der Unruhe, welche uns Deine Kleinen machen werden, wie Du meinest. Sie machen uns gewiß keine unangenehme Unruhe, und wir sind nicht so der Bequemlichkeit ergeben, als Du vielleicht glaubst. Es ist schon für Alles gesorgt, für Betten pp. und an Unterhaltung wird es den Kindern auch nicht fehlen. Richte Dich aber nur so ein, daß Du nicht bloß einige Wochen, sondern auf längere Zeit hier bleiben kannst. Eine so weite Reise zu machen, um nur einige Wochen, welche ohnehin nur zu schnell vorübergehen werden, zu bleiben, ist nicht in der Ordnung. Meine Frau läßt insbesondere auch bitten, daß ihr einen längern hiesigen Aufenthalt machen möchtet, sie freut sich auf die Zeit mit mir herzlichst.
In Betreff des Bildnißes des Herzogs Christoph kann ich Dir nun melden, daß das Gemählde, von dem ich Dir schon geschrieben habe, sodann ein sehr schönes im hiesigen AntiquitätenKabinet befindliches Bild in Holz geschnitten, und endlich eine sehr schöne Müntze von den Zeiten des Hertzogs Christophs das beste ist, was man an Bildern von ihm besitzt. Nach dieser Münze hat Bruckmann in Heilbronn einen Kopf in Silber gearbeitet, der zur Zeit der ersten Landständischen Ekstasen
Nun leb recht wohl, empf˖[iehl] uns Deiner lieben Frau bestens, und erfreue uns bald mit der gantz bestimmten Nachricht von eurer baldigen Ankunft.
Dein
tr˖[euer] Bruder
Karl
St˖[uttgart] den .