Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An Herrn Director von Schelling

in

München.

frei z˖[ur] G[ren]tze.

Liebster Bruder!

Es hat uns recht sehr gefreut, endlich die Zusage von Dir zu erhalten, daß Du mit Deiner gantzen Familie zu uns kommen werdest, und wir wünschen nun nur herzlich, daß der Plan auch in Erfüllung kommen, und durch keine Störung verzögert werden möge. Eine solche Luftveränderung wird gewiß Dir Deiner lieben Frau und Kindern nach einem solchen schlimmen zusagen. Was die 14 Tage hiesigen Aufenthalts betrifft, so hoffe ich, es werde darüber noch zu einer beßern Kapitulation kommen; ach wenn ihr nur erst hier wäret! Es thut mir recht leid, daß Du noch von einer neuen Unpäßlichkeit heimgesucht wurdest. Du mußt Dich doch vielleicht erkältet gehabt haben, und ich bitte Dich, deßwegen doch recht auf der Hut zu seyn. Wir wünschen nun nur recht sehr, daß das Scharlachfieber von Deinen lieben Kindern glücklich überstanden werden möge. Da es 2 ergriffen hat, so ist es allerdings wahrscheinlich, daß auch die beiden andern werden ergriffen werden. Auch nach überstandener eigentlicher Kranckheit, und selbst wenn die AbschilferungsPeriode der Haut schon vorüber ist, muß man die Kinder noch mehrere Tage sehr vor Erkältung in Acht nehmen, weil es doch oft noch sehr schlimme Folgen haben kann.

Wegen des Geldes habe ich sogl˖[eich] mit meinem Schwager Wächter und Louis Gross gesprochen. Lezterer ließ mir 2 Tage darauf sagen, daß er Gelegenheit habe, das Geld unter vortheilhaften Bedingungen per Wechsel abzuschicken, was auch bereits vor einigen Tagen geschehen seyn wird. Von meinem Schwager W[ächte]r erhielt ich inliegenden Brief an Dich; ich wollte schreiben, konnte aber unmöglich Zeit gewinnen.

Nun leb recht wohl und gesund, empf˖[iehl] uns Deiner lieben Frau bestens, und schreibe uns bald wieder!
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]

K.