An Herrn Director Schelling
in
Frei.
Liebster Bruder!
Mein Schwager Wächter hat mir schon vor mehreren Tagen aufgetragen, Dich zu fragen, ob Du wünschest, daß er Dir von dem Gelde, das für Dich eingegangen seye, zusenden, oder ob er es, bis die gantze Summe vollends eingegangen sey, bei einem hiesigen Handlungshause niederlegen solle. Er sagte, er habe gegenwärtig 190 f. bei der Hand, und hoffe, daß in kurtzem noch einige 100 f. dazu kommen werden. Sey so gut, und antworte mir bald hierauf. Auch wollte ich Dich bitten, wenn es Dir keine besondere Beschwerden machte, gelegenheitlich Dich erkundigen zu laßen, ob bei der Lotterie von unverzinnslichen Loosen, welche die K˖[önigliche] Baierische Regier˖[ung] veranstaltet hat, nicht die auf Bair˖[ischen] Zettelchen bemerckten Nummern bei den bisherigen Ziehungen herausgekommen seyen? Dem Obriste Haller sind bei einer Vermögens Abtheilung dieselbe zugefallen, und er kann von niemand hier Auskunft darüber halten, und in München hat er keine Bekannte, an die er sich addressiren könnte. Sollte es Dir übrigens nur im mindesten beschwerlich fallen, so unterlaß es nur, er muß sich eben alsdann durch ein hiesiges Handlungshaus Erkundigung einziehen laßen. So eben habe ich deinen Brief vom erhalten. Es hat mich gefreut, daraus zu ersehen, daß ihr euch wohl befindet. Der läßt sich diesesmal kräftiger an, als mehrere frühere, und die Epidemie, von der du schreibst, hat auch so ziemlich nachgelaßen. Der Spaß mit den Gymnasisten schloß sich eigentlich an die Herbstfeierlichkeiten an, hätte aber allerdings unterbleiben können. Unsere Voreltern hätten doch vielleicht auch etwas der Art unternommen, denn, wenn es wahr ist, daß sie den Kindern, wenn man Gräntzsteine setzte, Ohrfeigen
Leb’ recht wohl und gesund; ich wünsche dir, d˖[einer] lieben Frau und Kindern vergnügte Feiertage!
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
K.
St˖[uttgart] den .