Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Gräfin Fritsch hat mir schon einigemal höchst angenehme Gaben von ihren Reisen mitgebracht, die letzte war höchst erwünscht, ein Schreiben von Ihrer Hand, mein theurer verehrter Freund. Denn seit den früheren Anfängen einer gemeinsamen Bildung sah ich mich gar oft nach Ihrem Thun und Wirken um, woraus ich jederzeit eine freundliche und glückliche Anregung erfuhr. Lange haben Sie sich vor uns verborgen gehalten, und es freut mich, Sie nun wieder auftreten zu sehen, berufen von einem Fürsten, der die Thätigkeit des Jahrhunderts zu beschleunigen und zu benutzen weis.

Wäre mir irgendwo das Glück bereitet gewesen, ihm persönlich aufzuwarten, so hätte mir schon dies zum größten Vortheil gereichen müssen; nun aber macht die Art wie er sich uns zu nähern geneigt war eine Epoche in meinem Leben, glänzend wie die, welche ihm in der Weltgeschichte bereitet ist. Mehr darf ich nicht hinzufügen, als daß ich Sie glücklich schätze zu seinen hohen Zwecken mitwirken zu können.

Willkommen ist mir gar mancher Reisende, der von Ihnen und Ihren Zuständen zu erzählen hat. Grüßen Sie zum allerschönsten die theure Gattin, deren liebes Andenken unter der Form schmackhafter vegetabilischer Gaben mir vor einiger Zeit höchst angenehm gewesen und dankbarlichst aufgenommen worden. Lassen Sie mich von Zeit zu Zeit vernehmen, wie Sie in Ihrem Geschäfft fortschreiten, damit die spätern Jahre den früheren ähnlich und die gemeinsame Wirkung erfreulich werde. Die schon früher angedeuteten und nun academisch angezeigten und zugesagten Weltalter behalte ich sehnsuchtsvoll im Auge.

Treuanhänglich
unwandelbar

Goethe.