Berlin den .
Hochwohlgeborner Herr
Hochgeehrtester Herr Professor
Schon das Selbstgefühl mit dem ich durch die ehrenvolle Theilnahme belebt wurde, deren Ew. Hochwohlgeboren mich gewürdigt haben, würde es an und für sich nicht zulassen, daß ich in einer Sache, für die Sie Sich auch nur mit einem Worte verwandt hätten, jemals irgend einer andern, davon abweichenden Aufforderung Folge zu leisten vermöchte. Welche anderweitige Anerbietungen, nach einem etwanigen an mich ergangenen Rufe zu einer Professur in München, mir daher auch von andern Seiten her gemacht werden möchten, ich würde mit Bestimmtheit auf dieselben Verzicht leisten und verpflichte mich dazu hiemit auf das Gewissenhafteste, sofern ich hinsichtlich der äußeren Bedingungen fürs erste dort nur nicht weniger als ein Aequivalent meiner jetzigen fixirten Einkünfte, die sich jährlich auf 1200 rthr. belaufen, zu finden und eine Entschädigung für Reisekosten zu erhalten versichert wäre.
Der liberale Geist, welcher sich in der großartigen Ausstattung der neuen Universität
Mein Wunsch, in München eine Anstellung zu finden, habe ich bis jetzt nur zwei Männern, nehmlich Steffens und Kastner in Erlangen mitgetheilt, die zugleich, bevor ich das Glück hatte, eine schriftliche Antwort von Ew. Hochwohlgeboren in meinen Händen zu sehen, schon davon unterrichtet waren, daß ich mir die Freiheit genommen habe, mich deshalb an Sie zu wenden. Sollte daher der eine oder andere von ihnen sich gelegentlich etwa gegen Ew. Hochwohlgeboren in Betreff meiner und hinsichtlich dieser Angelegenheit äußern, so geschieht dies lediglich nur nach jener früher statt gehabten keineswegs in Folge einer etwanigen späteren Mittheilung, die meinerseits vielmehr, Ihrer Erinnerung gemäß, von jetzt an gegen einen jeden ohne Ausnahme gänzlich unterbleiben wird.
Humboldt der gegenwärtig hier in Berlin ist, hat meine ihm dedicirte Schrift mit sehr sichtbarer Theilnahme aufgenommen; er hat, obgleich mehr oder weniger noch der französischen Schule zugethan, die Einseitigkeit derselben in einer Unterredung mit mir unverholen zugestanden und die Nothwendigkeit einer von der bisherigen formalen Betrachtungsweise losgerissenen, auf das Verständniß der Erscheinungen dringenden Behandlung der Wissenschaft mit Entschiedenheit anerkannt.
Wie froh würde ich sein, wenn ich mit meinen geringen Kräften zur Gewinnung einer solchen zeitgemäßen Richtung durch das lebendige Wort des akademischen Vortrages etwas beizutragen vermöchte und wie glücklich würde ich mich, wenn gleich nur als ein kleiner, untergeordneter Trabant, im Kreise eines großen wissenschaftlichen Vereins bewegen, dessen ordnenden, weithin leuchtenden Centralpunct, wie man überall mit freudiger Zuversicht erwartet, die Sonne Ihres Unterrichtes bilden wird.
Sollte mir aber auch dieses Glück nicht zu Theil werden, so werde ich doch in dem Bewußtsein, daß Sie mich desselben nicht für unwerth erachtet und mich selbst einer thätigen Theilnahme zu seiner Verwirklichung gewürdiget haben, den süßesten Lohn für meine Bestrebungen und, neben meiner höchsten Verehrung, ein unauslöschliches Dankgefühl für Sie mein ganzes Leben hindurch in meinem Herzen tragen.
Mit der innigsten Hochachtung bin ich
Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebenster
G.F. Pohl.