Hochverehrter, Theuerster Freund!
Mit der lebhaftesten Theilnahme habe die öffentllichen Nachrichten von Deinem neu eröffneten großen Wirkungskreis vernommen. Laß unter den vielen auch meine herzlichsten Glückwünsche eine freundliche Aufnahme finden.
Daß diese etwas spät kommen, kann ich nur mit der Voraussezung entschuldigen, daß Dir bei der anfänglichen Überladung mit mancherlei Geschäften schwerlich Zeit für unbedeutende Briefe übrig gewesen seyn werde. Auch gestehe ich, daß ich, um nach altschwäbischer Sitte nicht mit leerer Hand zu erscheinen, erst die Vollendung der beigeschlossenen Schrift abwarten wollte. Ich bitte Dich, diese als eine kleine Erinnerung an den Jugendfreund mit gewohntem Wohlwollen aufzunehmen.
Das Paket addressire ich zwar an die Akademie der Wissenschaften, für welche noch ein weiteres Exemplar beigelegt ist, jedoch mit einiger Schüchternheit. So weit mir die Organisation bekannt ist, sind die sämmtlichen ordentlichen Mitglieder neu gewählt. Von den auswärtigen ist nicht gesagt, ob die bisherigen Diplome noch gelten? Ich habe mit Herrn von Schmitz Grollenburg bei seiner lezten Anwesenheit darüber gesprochen; er hat mir Auskunft versprochen, bis jezt aber noch nicht gegeben. In dieser Ungewisheit habe ich den Titel lieber noch usurpiren, als ganz hinweglassen wollen.
Findest Du es angemessen, so bitte ich Dich, das andere Exemplar in meinem Namen der Akademie gefälligst vorzulegen.
Von meiner teutschen Geschichte, deren Plan ich Dir vor ein Paar Jahren mittheilte, wird in kurzem der erste Band (bis zum Erlöschen der Carolinger) erscheinen, und Dir ebenfalls übermacht werden.
Von Deinem Pathen, meinem Sohn, kann ich nicht unterlassen, hier noch beizufügen, daß er seit 2 Jahren im Seminar Blaubeuren gute Fortschritte macht. Man hatte Anstand genommen, ihn aus der Zahl von 80 Competenten unter die ausgewählten 32 aufzunehmen. Jezt ist er in der ersten Hälfte von diesen.
Über wie vieles wünschte ich noch weiter mit Dir reden zu können. Vielleicht wird die Hoffnung durch einen baldigen Besuch von Dir im Vaterlande erfüllt.
Um Dich nicht zu lange aufzuhalten schliesse ich mit dem wiederhohlten Wunsch, daß die neuen Verhältnisse nach allen Theilen Deinen Erwartungen entsprechen möchten.
Mit inniger Verehrung und Liebe
der Deinige
Pfister.