Schelling

Schelling Nachlass-Edition


S. H˖[och]w˖[oh]lg˖[eboren] den

Herrn Direktor von Schelling

in Erlangen

frei.

Verehrter,

In einigen Tagen will ich von hier abreisen und fröhlich auf ein halbes Jahr nach Erlangen kommen, um die Gelegenheit zu ergreifen, Ihre mündliche Vorträge mit dem, was ich bisher schriftlich von Ihnen zu lernen strebte, noch die genannte freilich kurze Zeit hindurch zu verbinden. Ich werde alle 4 Vorlesungsgegenstände hören. Da es nun im zeitunglich hiess, dass viele Zuhörer ausserhalb Ihres Lehrzimmers haben stehen bleiben müssen, ich aber bei solchen Dingen lieber esoterisch als exoterisch bin, so weiss ich mich in der Eil’ und Angst an niemanden direkter zu wenden, als an Sie selbst, und bitte, mir doch ja innerhalb Ihres Hörsaals einen Stuhl oder einen Theil einer Bank gütig zu bestimmen; oder durch Ihren Famulus belegen zu lassen. Eine Wohnung werd’ ich schon noch selbst suchend finden: vielleicht komm’ ich gleich nach meiner Einwanderung zu Ihnen (wenn ich so frei seyn darf) in der Hoffnung, dass Sie oder Jemand von den Ihrigen mich an einen freundlichen Ihnen bekannten Studiosus weisen, der mir das Nöthige suchen hülfe. In der NeckarZeitung las ich einen von Erlangen aus datirten Artikel, worin Ihnen Dunkelheit in Ihren neulichsten Vorträgen selbst von Professoren, die Ihre Hörer waren, und öftere Kränklichkeit Schuld gegeben wird.

Durch Ihren gütigen Brief hab’ ich mich sehr beehrt und beglückt gefühlt und ich dank’ Ihnen herzlich dafür.

Als ich vor etlichen Wochen durch Leonberg fuhr, um auf einem dortigen Dorfe in den Feiertagen zu predigen, hab’ ich mich mehrmal nach Ihrer Geburtstadt umgesehn und von Ihnen gesprochen.

Gewähren Sie die kleine Bitte
Ihres
dankbaren Verehrers

Karl Müglich
aus der Oberlausitz