Hanau .
Seit beinahe drei Wochen bin ich im Besizze Ihrer freundlichen Zeilen vom und noch habe ich Ihnen nicht die Gefühle meines herzlichen Dankes für die in denselben ausgesprochenen gütigen Gesinnungen ausgedrückt. Ich würde zwar für meine verspätete Antwort manche Gründe finden in dem Drange von Umständen, welcher durch die Auflösung alter und das Anknüpfen neuer Verhältnisse herbeigeführt wird, in den Geschäften die mit der Vollendung des Manuscriptes und mit dem Drucke der Propädeutik zur Mineralogie verbunden sind, in dem Übelseyn endlich, das ein überaus heftiger Schnupfen mir seit ungefähr vierzehn Tagen zugebracht, – allein besser ich ergebe mich auf Discretion und bitte Sie sich überzeugt zu halten, daß, wenn ich auch zuweilen auf eine kurze Zeit die Rolle des verlornen Sohnes spiele, ich doch immer zu den Pflichten zurückkehre, welche mir um der Dankbarkeit, wie um der Freundschaft willen heilig sind.
Noch ist es nicht gewiß, wann ich Hanau verlassen werde. Aus den Beilagen sehen Sie, mein Verehrtester, wie weit der Druck gediehen ist und ungern würde ich vor der gänzlichen Beendigung scheiden. Ich habe über diesen Umstand vor wenigen Tagen – S˖[einer] E˖[xzellenz] dem Herrn Minister und auch – Herrn G˖[eheim]R˖[ath] von Ringel geschrieben. Dazu
Es läßt sich keineswegs verlangen, daß Sie jezt, und ohne besondere Veranlassung, alle diese Dinge lesen sollten, indessen lassen Sie Sich doch wohl erbitten, die 141. Seite und den 1. Spalt der 142. Seite in einem Augenblicke der Musse zu durchlaufen und gelegentlich Ihr Urtheil klar und offen gegen mich darüber auszusprechen. Ich lege einen unendlich hohen Werth darauf zu wissen, was Sie von dem Inhalte jenes Blattes denken.
Für alle Nachrichten und Winke, welche Sie mir zu ertheilen so gefällig sind, fühle ich mich Ihnen recht innig verpflichtet. Sey’n Sie gewiß, daß ich mich Ihnen mit offener Wahrheit hingab und daß Sie mich nie Ihres Wohlwollens, Ihrer Freundschaft unwerth finden sollen. – Für das Beste der mineralogischen Angelegenheiten der Akademie, welche ich nun die unsrige nennen darf, werde ich so thätig zu vielem bemühet seyn, als ich immer vermag.
Meine Frau und ich nehmen Ihrer Frau Gemahlin und Ihr gütiges Erbieten, uns bei den Vorbereitungen zur dortigen Einrichtung freundliche Hülfe zu leisten, mit tief gefühltem Danke an. Ich bitte Sie, nach Ihrer Gemüthlichkeit, sich in Ihrer Nähe, doch wenn es seyn kann auf der Seite nach dem Freien hin (d.h. so wie Schlichtegroll, Sömmerring u.a. wohnen) noch ein Logis von 6–8 Zimmern und einige Kammern umzuthun. Lieb wäre es uns:
a. den 2. (oder richtiger 1.) Stock bewohnen zu können und
einen Garten beim Hause zu finden, der meinen Kindern ein Spielplaz im Freien gewährte (versteht sich daß ich mich darüber mit dem Eigenthümer verständige).
Unsere Möbel werden wir alle gegen Geld hier umsezzen und dort uns neu einrichten. Demungeachtet aber bringe ich von Steinen und Büchern über 60–80 Zentner mit. Von dem Zuge werde ich wegen der Reise
Unter den herzlichsten Begrüssungen von Haus zu Haus mit aufrichtigster Werthschäzzung
Ihr
ergebenster
Leonhard
Sagen Sie mir doch mit einer Zeile, ob Sie meinen Brief vom (oder 29.) Dez[em]ber neben den Aushängebogen erhalten haben?