Stuttgart den .
Allertheuerster Herr Schwager!
Nun kan ich Ihnen die trostvolle Hofnung von unsrem Theuren Patienten mittheilen, daß nach heute vereinigtem Urtheil der Herren Aerzte die höchste Gefahr überstanden zu seyn scheine, indem Sie den , wenn er diesen erreiche und die abgewichne Nacht als den Entscheidungs Punct seit etlich Tagen berechnet hatten und Gott sey Dank, schon Gestern waren einige Spuren anscheinender Besserung zu bemerken und die Nacht gewährte einige ruhige Stunden zum Schlaf, worauf sich zimliche Erquikung zaigte. Der heutige Tag solle auch beruhigend abgeloffen seyn, wiewohl mir die nähern Umstände noch mangeln, weil ich selbst leider noch nicht ausgehen kan, mein Arzt von da aus noch nicht bey mir war und meine Frau gewöhnlich erst nach 9 Uhr zu Hauß kommt, hingegen ließ mir die liebe Mutter diesen Abend sagen, daß wenns ihr möglich werde, Sie einige Linien zum einschliessen mir überschiken wolle.
Es ist nicht zu beschreiben, welche Aufmerksamkeit und Thätigkeit die Herren Aerzte beweisen, die aller äusserste Mittel der Gelehrtheit und Erfahrung hervorbringen kan, wurden angewandt und nach momenten beobachtet, wie es scheint, aufs glücklichste benuzt. Er selbst hatte zuweilen Einfluß auf die Verordnungen, wie erst Gestern nach 6 Tagen wieder zum ersten mahl der Fall war. Heute sprach er wieder mehrere Stunden mit vollkommener Besinnung.
So eben erhalte ich die zugesicherte Zeilen von unserer liebsten Mutter und nun da es schon 3/4 auf 7 Uhr ist, mus ich schließen unter der Hofnung Ihnen bald vollkommene Beruhigung überschreiben zu können.
Nach unserer aller gehorsamsten Empfehlung hochachtend
Dero
treu verb[un]d[en]ster Schwager
Groß.