Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Mein liebster Sohn!

Endlich komme ich doch auch wieder einmal dazu ein Briefgen an Dich zu schreiben. Wundre Dich aber nicht, wenn Du in demselben findest, daß das Schreiben bei mir nimmer, wie vormals, hält. Herzliche Freude hast Du uns durch Deine lezten Briefe gemacht. Gelobt seie Gott, der auch Dich bisher uns gesund erhalten hat. Er erhalte Dich ferner, und lasse uns immer gute Nachrichten von Dir erhalten. Vielleicht fügt es seine Vorsehung, daß Du uns und Deinem Vaterlande doch einmal auch wieder geschenkt wirst, und welche Freude wäre das für mich, wenn meine lezten Tage auch noch dies erreichten. Gott hat mich in meiner Lebenszeit vieles an mir selbst und an meinen Kindern erleben lassen. Wenn Er mich diese Freude auch noch erleben liese, welche Freude für mich wäre das. Ist es richtig, was Thomas Neuton aus Ver[a]nlassung des Segens Jakobs schreibt, daß die Seelen der Menschen um so viel göttlicher werden und ins künftige sehen, als ihre Leiber der Verwesung nahe seyen; so weiß ich, daß dies eine meiner lezten Weissagungen wäre. Wenigstens ists vorjezt einer meiner lezten Wünsche in diesem zeitlichen Leben, aber auch eine meiner lezten Hoffn[u]ngen.

Du wünschst eine meiner hebräischen Bibeln zu bekommen. Mit Freuden erfülle ich diesen Deinen Wunsch, und hoffe, sie werde Dir desto angnehmer seyn, so voluminös sie auch ist, da sie eine Versionem interlinearem hat, die also zu einer Lectione cursoria desto dienlich seyn kann. Auch ist das Neue Testament dabei. Brauh sie, Du wirst Nuzen und Segen davon haben.

Darf ich mir dagegen von Dir ausbitten, daß Du mir auch wieder ein Thema examinale schiks, so danke ich voraus dafür.

soll heuer sehr früh eintreten, mithin brauchte ich es etwa noch in der Mitte des .

Wir grüßen Dich herzlich, und ich verharre mit innigster, zärtlichster Liebe
Dein treuer Vater,

Schelling.