Des Herrn
Direktor Schelling
Hoch[w]ohlgeb[ohren]
zu Stuttgard
franco München
Zürich den
Sie werden sich wundern geehrter Freund von hier aus und noch jezt einen Brief von mir zu erhalten, doch bin ich noch hier sehr gegen meine Erwartung. Sie erinnern sich onstreitig noch das ich schon in Stutgard mich über übelfinden beklagte, wie ich wenig gewohnt bin Rücksicht auf meine Gesundheit zu nehmen, so that ich es auch hier nicht, und zu heftiger Anstrengung bei einer Reise nach den kleinen Cantonen, die ich um das Bildniß des Bruder Klaus von der Flühe unternahmm zog mir ein Fieber zu, welches mich zwang mehrere Wochen das Bett zu hüten etwas welches mir zum erstenmahle in meinem Leben begegnet ist. Jezt bin ich wieder hergestellt. so weit das ich in kurzem zu reisen gedenke, welches meine Freunde hier bisjezt für unmöglich hielten. Doch will die Vorsicht das ich vielleicht nicht vor dem späten nach Rom gehe und ich also einen Theil meiner Arbeiten in Florenz vollende, wo die Luft gesünder ist. Ich ersuche Sie inständigst von disem in München nichts laut werden zu lassen, Erstens weil ich dem Prinzen erst von Italien aus schreiben will, zweitens weil meine Schwester von meiner Krankheit nichts weis, oder nur wenig, und ich solche nicht ohne Ursach ängsten mag. Tausend Kleinigkeiten haben bisher mich abgehalten Ihnen von hier aus zu schreiben, ich dachte ich wollte solches ebenfals erst von Italien aus thun, doch ändre ich diesen Entschluß da ich vielleicht, oder vielmehr wahrscheinlich in Florenz, oder vielleicht in Carrara einige Zeit zubringe. Auch wäre ich dort gesonnen meinem Versprechen gemäß dort sogleich die Basreliefs für das Monument wie wir verabredet haben anzufangen. Da nun bei dem langen Auffenthalt hier mein Reisegeld um so mehr zusammengeschmolzen, so ersuche ich Sie die Summe welche ich Ihnen nannte als zu den ersten Ausgaben nothwendig, mir nach Mayland zu assigniren. Ich schlage Ihnen dazu womöglich die Herrn Aldebert und Mylius, vor, als Kaufleute an welche ich Adresse habe, und die als Deutsche unstreitig in München bekannt sind sollte das nicht sein so ersuche ich Sie gefälligst einen Augsburger Wechsel als den besten ausstellen zu lassen. Die Summe welche ich Ihnen damahls nannte war 10–15 Louisd’or. Da ich in 5 Tagen ungefähr von Ihnen die Antwort erhalten kann, so ersuche ich Sie gehorsamst mit zwei Zeilen mir sogleich zu Antworten da sonst schwerlich mich ihr Brief noch hier treffen möchte, und auf jeden Fall, solchen an Herrn Obmann Fueßli zu adressiren, welcher die Güte hatt mir die Briefe nachzubesorgen. Ich nehme mir um so dreuster die Freiheit diese Forderung an Ihnen zu machen, da solche erstlich unsrer Abrede gemäß ist und zweitens mir Schlegel hatt sagen lassen das er bereits die zu dem Monumente bestimmte Summe Ihnen angewiesen, und ich nun mit dem wenigen Gelde was mir geblieben nicht so viel reichen kann als ich will, und erst späterhin vielleicht erst aus Rom die Veranstaltungen treffe, welche mir vermöge des Prinzen nöthig sind, denn mit ihm hatt ich ausgemacht mir Geld nach Rom zu assigniren, und habe ihm theils aus Krankheit nicht schreiben können, theils um sein Ungeduld nicht zu reitzen nicht geschrieben. Aus beiden Gründen wiederhohle ich meine Bitte, erstlich mir sogleich aus Gefälig[keit] zu Antworten zweitens nichts von mein hiesigen langen Auffenthalt verlauten zu lassen und mich in gutem Angedenken zu behalten, Ich schreibe in Eil weil die Post eben abgehen will.
Und bin Ihr ergebenster
Friedrich Tieck.