Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Hochwohlgeborner Herr Hofrat,
Hochverehrtester Herr Professor

Erlauben mir Eure Hochwohlgeb[oren] Hochdenselben beifolgende Schrift über die Tradition in der jüdischen Kirche, und ihre Beziehung zur Kirche des neuen Bundes gehorsamst zu überreichen.

In frühern Jahren habe ich Eure Hochwohlgeboren einigemale mit meinen unreifen Jugend Produkten behelliget – wie Sie sich vielleicht deßen noch entsinnen können. – Möchte nun dießer Versuch des reifern Alters, in welchem die frühern Jugend Ideen (jener von Jugend auf immer geahnete Gegensatz der Antiken und Modernen) sich in bestimmterer Klarheit gestalteten, in einer meinem hochverehrten Lehrer wenigstens einigermasen würdigen Weise erscheinen.

Sollte dießer Versuch das Glük erhalten wenigstens in seinen Hauptzügen das beifällige Urtheil Eurer Hochwohlgeborn zu erlangen, so bitte ich Hochdenselben als den Stifter unser neuen Philosophie einige Worte hierüber öffentlich vernehmen zu lassen.

Görres hat die Schrift noch vor dem Anfange des Druks im Februar Hefte des Katholiken angekündigt, wo sich auch das Urteil von Augusti in Bonn befindet.

Genehmigen Eure Hochwohlgeborn den Ausdruk meiner inigsten Verehrung, mit der ich stets zu bestehen die Ehre habe
Eurer Hochwohlgeboren
gehorsamster

Profesor Molitor

P.S.

Ich habe die Schrift ohne meinen Namen herausgegeben, weil ich wegen meiner jüdischen Lehrern nothwendig öffentlich anonim bleiben muß.