Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn

OberMedicinalRath Dr. Schelling

in

Stuttgardt.

frey bishin.

Liebster Bruder!

Ich kann Dir nicht genug danken, daß Du uns so schnell wieder geschrieben, und für die Beruhigung, die Du uns mit wenigen Zeilen gegeben hast. Noch heute sind wir ohne Briefe von Paul. Wenn wir auch annehmen, daß ein Brief verloren gegangen, so begreifen wir doch nicht, daß er so lange unterlassen hat wieder zu schreiben. – Clärchen wird der lieben Tante nächstens wieder schreiben; das Kind gewöhnt sich ganz gut an, ihr sanftes und doch zugleich fröhliches Wesen thut wohl im Contrast besonders mit dem wilden Wesen ihrer ältern Schwester.

Herr Baron von Bernhausen, weiland k˖[öniglicher] Würtemb˖[ergischer] Kammerherr, hat mich hier fast ein wenig mehr, als mir jederzeit lieb war, heim gesucht. Er hat es mir ordentlich zur Pflicht gemacht, ihn Dir der lieben Schwägerin, und besonders Herrn Minister von Vellnagel, mit dem er sich ja doch vorher selbst in Briefwechsel zu stehen gerühmt hatte, auf’s Angelegenste zu empfehlen.

Lebe recht wohl, liebster Bruder, und laß uns auch bald wieder von Dir und allen den lieben Deinigen, besonders der allerliebsten Marie, und der kleinen Sophie hören, die im nächsten Jahr, hoffe ich, auch schon reisefähig seyn wird.
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]

Fr.