Herrn
MedicinalRath Dr. Schelling
in
fr˖[ey] bishin.
Erlangen .
Liebster Bruder!
Ich bin mir zwar keines Ausdrucks bewußt, der auf die Meynung schließen ließe, als wären die von Dir angeführten Umstände bloß erdacht; indeß zum Überfluß will ich versichern, daß ich daran nicht gedacht habe. Auch gegen Künzelsau konnte ich ja keine Einwendung haben, da ich selbst diesen Ort und zwar gleich mit dem Gedanken vorgeschlagen hatte, daß er wohl der uns allen gelegenste seyn würde. Der einzige Grund, Dein Anerbieten unter den mir gemeldeten Umständen nicht – anzunehmen war, daß ich nicht Veranlassung zu einer Reise seyn wollte, die unter jenen Umständen unmöglich mit Vergnügen für Dich verbunden seyn konnte, denn daß auch Dir die Reise Vergnügen gewähre, war die erste Voraussetzung, ohne die ich den Vorschlag gar nicht gemacht haben würde, und die sich auf die Erzählung der Kinder gründete, daß Du und die liebe Tante selbst mehrmals den Gedanken einer solchen Zusammenkunft geäußert. So sehr daher ich und meine Frau Dein übergütiges Anerbieten, Clärchen selbst hieher zu bringen, mit dem lebhaftesten Danke anerkennen, können wir doch aus demselben Grunde es nicht annehmen: ich könnte mir nicht verzeih’n, Dich zu einer forcirten Reise veranlaßt zu haben, die Dich doch immer wenigstens auf 4 Tage von Frau und Kind entfernen würde, die Du doch gewiß nicht ohne einige Besorgniß verlassen könntest. Indem wir also Dir für dieses Erbieten herzlichst danken, bitten wir Dich dagegen, die beyden Knaben, die von heut über 8 Tage (Donnerstag den ), wie man uns hier sagt spätestens 10 Uhr Nachts in Stuttg˖[art] ankommen werden, in diesen Fall – denn sollten sie später ankommen, so sind sie angewiesen in einem Gasthof zu schlafen – mit der gewohnten Güte über Nacht bey Dir aufzunehmen, denn da sich ihre Rückreise aus Rücksicht darauf, daß sie mit dem Sonnabend-Postwagen 2 Nächte unterwegs seyn würden, schon um einige Tage verspätet hat, so sollen sie gleich am folgenden nach Nürtingen aufbrechen. Die Zeit erlaubt heute nicht, ausführlicher zu schreiben; ich behalte mir vor, noch einmal durch die Kinder zu schreiben.
Leb’ inzwischen recht wohl und empfiehl uns bestens Deiner l˖[ieben] Frau
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
Fr.