Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn

MedicinalRath Dr. Schelling

in

Stuttgardt.

g[an]z frey.

Liebster Bruder!

Wie ich von Nürtingen aus höre, sind die beyden Knaben über die Vacanz eben wieder zu Dir gelaufen. Ich danke Dir herzlich für Deine große, wiederholte Güte gegen diese Kinder. Es war ganz gegen unsre Hoffnung, daß Herr Planck auf einmal abschrieb hieherzukommen, und die Vacanz auch auf 10 Tage beschränkte, wo wir denn freylich aufgeben mußten, die Kinder kommen zu lassen. Wie mag es Dir bey der ungeheuren Hitze dieses ergangen seyn? Oder vielmehr ergehen? Denn noch scheint sie nicht nachlassen zu wollen? Wir d.h. meine Frau und ich gedenken auf 4–6 Wochen nach Carlsbad zu gehen. Da es möglich ist, daß binnen dieser Zeit die Deiner lieben Frau erfolgt, so bitte ich Dich, uns doch ebenso schnell, als ob wir uns hier befänden, diese Nachricht, an der wir so großen und freudigen Antheil nehmen, hieher zu melden, von wo sie uns ungesäumt nach Carlsbad wird übermacht werden. Wir zweifeln nicht, daß die liebe Schwägerin die ganze Zeit bis hieher und so auch was noch übrig ist bis zu ihrer Genesung glücklich zurückgelegt haben und zurücklegen werde. Mögen Ihre und Deine Wünsche und Hoffnungen, welche auch die unsrigen sind, auf’s Glücklichste erfüllt werden! Laß’ uns ja unsrer Entfernung wegen die Nachricht nicht länger entbehren. –

Kürzlich war Herr von Wangenheim, der sich jetzt in Coburg niedergelassen, auf der Durchreise ein Paar Stunden bey mir, so ziemlich der alte. Es ist unabhängig von ihm, daß wir wahrscheinlich Rückert als Prof˖[essor] der orient˖[alischen] Sprachen hieher bekommen werden.

Leb’ recht wohl; empfiehl uns aufs Beste allen verehrten und theuren Verwandten, besonders aber der lieben Schwägerin auf’s Herzlichste.
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]

Fr.